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Qualitative Forschung: Wie zeichnet sich ihre Qualität aus?
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Veröffentlicht: | 18. Februar 2014 |
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Hintergrund: Ein wesentlicher Forschungsansatz in der Generierung von Hebammenwissen ist die qualitative oder interpretativ-hermeneutische Forschung. Sie ermöglicht sowohl den Zugang zur subjektiven Sicht der Frauen und ihren Familienangehörigen als auch der Hebammen. Sie trägt zentrale Erkenntnisse zur Grundlagenforschung bei und ist auch in der Versorgungsforschung ein wichtiger Zugang zu Nutzerinnen und Leistungserbringerinnen, um die erhobenen quantitativen Daten sinnvoll durch Erkenntnisse zum Sinn, Erleben und Handeln des Subjekts zu interpretieren.
Jedoch muss qualitative Forschung auch Bewertungskriterien und einer kritischen Würdigung standhalten, „weil sie sonst Gefahr liefe, [einer] Beliebigkeit und Willkürlichkeit in der Forschung zu verfallen“ (Steinke 2000). In Hypothesen prüfenden Verfahren werden zur Beurteilung ihrer Qualität die klassischen Gütekriterien Gültigkeit (Validität), Zuverlässigkeit (Reliabilität) und Objektivität herangezogen – insbesondere bei der Validierung von psychometrischen Messinstrumenten.
Fragestellung: Inwiefern besitzen diese Gütekriterien Gültigkeit für qualitative Forschungsmethoden, insbesondere interpretativ-hermeneutische Methoden bzw. rekonstruktive Verfahren, und können zur Beurteilung von Studien herangezogen werden?
Ziel: Das Ziel des Vortrags ist die Bewertung der Relevanz der Gütekriterien (Validität, Reliabilität und Objektivität) hinsichtlich qualitativer oder interpretativ-hermeneutischer Forschung.
Methodik: Die Gesichtspunkte des Wissens- bzw. Erkenntnisgegenstandes und der Gegenstandsnähe spielen bei der Beurteilung der Validität von qualitativen Verfahren eine wesentliche Rolle. Um die Gültigkeit von interpretativ-hermeneutischen Verfahren einzuschätzen, werden “primary and secondary validity criteria” von Whittemore, Chase und Mandle (2001) diskutiert. Die von ihnen festgelegten Primärkriterien beinhalten Glaubwürdigkeit, Authentizität, eine kritische Einstellung und Integrität. Zu den Sekundärkriterien zählen Eindeutigkeit, Reichhaltigkeit, Kreativität, Gründlichkeit, Kongruenz und Sensibilität.
Zur Beurteilung der Zuverlässigkeit (Reliabilität) wird eine andere Konzeption dieses Begriffs (als in der quantitativen Forschung) vorgeschlagen: „Repräsentanz“ (Loos & Schäffer 2001), „Qualitative Repräsentation“ (Kruse 2010) oder „Konzeptuelle Repräsentativität“ (Strübing 2004). Dieses Qualitätskriterium wird hinsichtlich der Vergleichbarkeit des Materials, Replizierbarkeit von Ergebnissen und intersubjektiven Überprüfbarkeit beleuchtet. Dabei wird insbesondere dem Konzept der Generalisierbarkeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt, die durch die gewählte Methodologie, die Fragestellung und das Forschungsziel bestimmt wird und einen engen methodischen Zusammenhang mit der Auswahl der Teilnehmer/innen bzw. des Untersuchungsgegenstandes, der Systematik der Datenerhebung und der Datenanalyse aufweist.
Die Objektivität wird hinsichtlich der intersubjektiven Überprüfbarkeit und dem „Standort“ der Forscherin diskutiert.
Ergebnis: Soll die Güte von qualitativer oder interpretativ-hermeneutischer Forschung bestimmt werden, müssen die klassischen Güte- oder gewählten Bewertungskriterien mit Blick auf die Methodologie, den Erkenntnisgegenstand und die Generalisierungsabsicht eingeschätzt werden.