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64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10. bis 12. Oktober 2024, Hannover

Der Umgang mit Bissverletzungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Daniel Vergote - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Martin Mentzel - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Myriam Andreas - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Richard-Tobias Moeller - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Simon Bauknecht - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Hannover, 10.-12.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dgh52

doi: 10.3205/24dgh52, urn:nbn:de:0183-24dgh520

Veröffentlicht: 14. Oktober 2024

© 2024 Vergote et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bisswunden führen unbehandelt mit einem hohen Risiko zu Infektionen durch tiefe Verletzungsmuster und Kontamination mit multiplen Bakterien. Ein chirurgisches Débridement mit begleitender Antibiotikatherapie ist daher obligat. Häufig stellen sich Patienten jedoch erst verzögert in der chirurgischen Notaufnahme vor oder werden zunächst konservativ behandelt. Diese Arbeit wertet Infektionsraten nach Bissverletzungen aus und beleuchtet die zeitliche Abfolge der Behandlung sowie unterschiedliche Bissmuster.

Methodik: Eine Einzelzentrumsanalyse wurde zwischen 2009 und 2021 bei 332 Patienten mit Bissverletzungen retrospektive durchgeführt. Die Datenanalyse umfasst patientenbezogene Daten, verursachende Species, Lokalisation und Wundtiefe, die medizinische Therapie mit Verweildauer und notwendigen Eingriffen. Ausgewertet werden insbesondere die Infektionsraten in Abhängigkeit unterschiedlicher Varianzen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im untersuchten Kollektiv lagen in 90% der Fälle Bissverletzungen an der Hand vor. 68% aller Bissverletzungen führten zu einer Infektion, am häufigsten, wenn der Biss bis in die Subcutis vordrang. Katzenbisse waren mit 55% die häufigste Ursache aller Bissverletzungen und entwickelten in über ¾ der Fälle eine Infektion. In die zentrumseigene Notaufnahme stellten sich jedoch am Unfalltag nur ca. ¼ der Patienten nach Katzenbiss vor.

47 Patienten stellten sich am Tag der Bissverletzung vor und wurden unmittelbar chirurgisch débridiert. Bei fünf bestanden bereits Infektzeichen (10,6%). Folgeeingriffe waren nur in 2 Fällen notwendig (4,2%). Erfolgte die Vorstellung in die Notaufnahme jedoch verzögert (durchschnittlich nach 2 Tagen, N=120) lag bei über 80% der Patienten eine Infektion vor. Revisionseingriffe benötigten 12,5% der Patienten. Im gesamten Kollektiv zeigte sich mit steigendem Abstand zwischen dem Tag der Bissverletzung und dem chirurgischen Débridement ein Anstieg der Infektraten und der durchschnittlichen Anzahl von Folgeeingriffen. Bakterien der Gattung Pasteurella konnte am häufigsten nachgewiesen werden. Die durchschnittliche stationäre Behandlung belief sich auf knapp fünf Tage.

Jede Bissverletzung kann zu einer schweren Infektion führen. Die chirurgische Therapie mit Débridement und Spülung stellt den Hauptpfeiler in der Behandlung dar. Die Arbeit zeigt, dass eine frühzeitige chirurgische Therapie eine Infektionsentwicklung vermeiden und die Notwendigkeit von Folgeeingriffen reduzieren kann.