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Mechanismen, Risikoeingriffe und klinische Präsentationen iatrogener Nervenläsionen
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Veröffentlicht: | 14. Oktober 2024 |
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Fragestellung: Iatrogene Nervenläsionen während chirurgischer Eingriffe sind vermeidbare Komplikationen, die schwere funktionelle Beeinträchtigungen verursachen können. Dabei sind das Bewusstsein der Ärzte und das Wissen über gefährdete Strukturen und Interventionen von größter Bedeutung für die Prävention. Da die zugehörige Literatur sehr unvollständig ist, haben wir alle Patienten, die aufgrund peripherer Nervenverletzungen in unserem spezialisierten Nervenzentrum operativ behandelt wurden, auf das Vorhandensein iatrogener Nervenläsionen untersucht.
Methodik: Wir haben insgesamt 5026 Patienten mit peripheren Nervenverletzungen, die über einen Zeitraum von 8 Jahren in unserer Einrichtung behandelt wurden, auf das Vorkommen iatrogener Nervenverletzungen, ihre klinischen Präsentationen, die Zeit bis zur Behandlung, die Mechanismen und intraoperative Befunde zur Nervenkontinuität hin untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt hatten 360 (6,1%) Patienten eine iatrogene Ursache, die zu 380 verletzten Nerven führte. 76,6% dieser Läsionen betrafen den Hauptast des N. radialis (30,5%), N. peroneus (13,7%) und N. medianus (10,3%). Nach einer durchschnittlichen Verzögerung von 237±344 Tagen zeigten 23,2% der Patienten eine motorische und 27,9% eine gemischte sensible und motorische Beeinträchtigung. 72,6% der Läsionen waren In-Kontinuitätsläsionen. Hauptinterventionen mit Risiken werden für jeden Nerv dargestellt, häufig betreffend Osteosynthesen, aber auch Lagerung und anästhesiologische Interventionen.
Das Bewusstsein für chirurgische Komplikationen wie iatrogene Nervenverletzungen ist für Chirurgen wichtig. Eine oft beobachtete Bagatellisierung oder „Watch and Wait“-Strategie führt zu erheblichen Verzögerungen bei der Einleitung einer angemessenen Therapie. Die hohe Anzahl von In-Kontinuitätsläsionen, hauptsächlich in unmittelbarer Nähe zu Osteosynthesen, macht Diagnose und Behandlungsplanung zu einer heiklen Herausforderung, insbesondere aufgrund der variierenden klinischen Präsentationen. Diagnostik und Therapie sollten daher so früh wie möglich in spezialisierten Zentren durchgeführt werden, die in der Lage sind, Nervenrekonstruktionen sowie Rettungsoperationen durchzuführen.