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64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10. bis 12. Oktober 2024, Hannover

Impact der postoperativen Weiterbehandlung von Beugesehnenverletzungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Daniel Vergote - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Martin Mentzel - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Simon Bauknecht - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • author Richard-Tobias Moeller - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 64. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Hannover, 10.-12.10.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dgh12

doi: 10.3205/24dgh12, urn:nbn:de:0183-24dgh120

Veröffentlicht: 14. Oktober 2024

© 2024 Vergote et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Beugesehnenverletzungen bei Kindern sind selten, jedoch kann eine unzureichende Therapie die Handmotorik stark beeinträchtigen. Wir stellen den Fall eines Jungen vor, der während der COVID-19-Pandemie eine solche Verletzung erlitt.

Methodik: Ein zwölfjähriger Junge verletzte sich beim Kochen am rechten Kleinfinger durch einen Schnitt. Er wurde zunächst in einem Kreisklinikum untersucht, nach Exploration wurde die Wunde primär verschlossen.

Aufgrund anhaltender Bewegungseinschränkungen suchte er unsere Klinik auf. Zwei Tage nach dem Trauma wurde eine chirurgische Revision durchgeführt mit Debridement und Naht der durchtrennten FDP-Sehne nach Kirchmayr-Kessler sowie die mikrochirurgische Koaptation von N9 und N10. Nach zwei Tagen wurde eine Kleinert-Schiene angelegt und Physiotherapie begonnen. Nach vier Tagen erfolgte die Entlassung, Termine zur engmaschigen Nachuntersuchung wurden vereinbart.

Die Wundheilung verlief unauffällig. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde bereits veranlasste Handtherapie abgesagt und ein neuer Therapeut nicht aufgesucht. Die Wichtigkeit wurde der Familie wiederholt erläutert und Eigenübungen demonstriert. 9 Wochen postoperativ fand sich eine Beugekontraktur im Kleinfinger und bei Progredienz (PIP 0-70-70°, DIP 0-5-40°) erfolgte nach 12 Wochen die Revision. Eine Tenolyse mit Desinsertion der FDS und Arthrolyse im PIP wurde durchgeführt.

Physiotherapie wurde erneut verzögert wahrgenommen. Es kam wieder zur Entwicklung einer Beugekontraktur. Bei einer Kontrolluntersuchung fand sich der Patient an einer Konsole im Wartebereich spielen. Auf Nachfrage berichtet der Junge mehrere Stunden täglich an der Konsole zu spielen, hierbei wird eine Beugestellung insbesondere im Kleinfinger eingenommen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir möchten anhand dieses Falls verdeutlichen, dass die operative Therapie lediglich den Anfang einer erfolgreichen Behandlung bildet. Neben der fortlaufenden Betreuung durch spezialisierte Handtherapeuten sowie der Aufklärung und Anleitung des Patienten respektive der Erziehungsberechtigten kommt es gerade auch auf deren Verständnis für die Verletzung und ihre möglichen Folgen an. Sollten sprachliche oder gar intellektuelle Hürden bestehen, kann es hilfreich sein, sich ein genaues Bild der Hobbys und Gewohnheiten des Patienten zu machen, um mögliche Fehlbelastungen frühzeitig erkennen oder entgegenwirken zu können. In unserem Fall führten die ständige Haltung an der Spielkonsole und das Vernachlässigen der Handtherapie zu einer komplikativen Beugekontraktur.