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62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06. bis 08. Oktober 2022, Garmisch-Partenkirchen

Benachteiligung der Frauen und andere schmerzhafte Einsichten – retrospektive Analyse des ‚Pillar pains‘ in 400 Fällen nach halboffener Karpaldachspaltung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Laura Tomala - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany
  • Dirk Heinichen - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany
  • Martin Romeyke - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany
  • Anne-Kathrin Reiß - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany
  • Johanna Russe - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany
  • Bernd Kisse - Schön Klinik Neustadt, Neustadt in Holstein, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Garmisch-Partenkirchen, 06.-08.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dgh83

doi: 10.3205/22dgh83, urn:nbn:de:0183-22dgh834

Veröffentlicht: 6. Oktober 2022

© 2022 Tomala et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Phänomen des Pillar pains beschreibt postoperative Schmerzen im Bereich der Thenar- und der Hypothenarregion nach Karpaldachspaltung bei Karpaltunnelsyndrom und muss von Schmerzen direkt im Wundgebiet unterschieden werden. Aktuelle Studien über die Häufigkeit des Auftretens des Pillar pains kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen (1–48%). Verschiedenste Theorien zur Genese und Therapie existieren.

Wir wollten herausfinden, wie häufig das Phänomen in unserem Patientenkollektiv ist, wie sich der Verlauf der Beschwerden darstellt und ob sich Zusammenhänge mit äußeren Gegebenheiten (z.B. Geschlecht) als auch mit anatomischen Veränderungen aufdecken lassen.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Untersuchung aller am Karpaltunnelsyndrom operierten Patienten in der Schön Klinik Neustadt (400 operierte Hände im Zeitraum von 04/2017 bis 07/2021). Alle Patienten erhielten eine halboffene Karpaldachspaltung ohne anschließende Ruhigstellung des Handgelenkes. Postoperativ wurden die Patienten mit Pillar-pain-Symptomatik regelmäßig nachuntersucht. Behandelt wurden alle betroffenen Patienten mit manueller Lymphdrainage und Ergotherapie. Bei länger andauernden Beschwerden trotz Handtherapie erfolgte eine orale Kortisonbehandlung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 32 Patienten wurde postoperativ ein Pillar pain festgestellt. Frauen waren häufiger betroffen (27 vers. 5). Erste Symptome begannen frühestens zwei Wochen nach der OP bei zunächst vollständig unauffälligem Befund. Bei etwa der Hälfte der Patienten begannen die Symptome in Woche 2–4, bei der anderen Hälfte in Woche 6. Die Dauer der Symptome variierte stark zwischen 2 und 12 Monaten. Es wurde ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Pillar pains und dem Vorhandensein eines M. palmaris brevis im Bereich des Karpaldaches gefunden.

Fazit: In der vorliegenden Studie wurde das Auftreten des Pillar pains bei einer hohen Fallzahl untersucht mit Nachweis einer positiven Korrelation zwischen dem Auftreten des Pillar pains und dem intraoperativen Durchtrennen des M. palmaris brevis. Es ist anzunehmen, dass der Heilungsprozess an den Schnitträndern des Muskels in vielen Fällen die Beschwerden ausgelöst hat. Die Ergebnisse stützen die Theorie der Muskelverletzung im Operationsgebiet als Ursache. Das gehäufte Auftreten des Pillar pains bei Frauen wurde in einer anderen Studie von Roh et al (2018) ebenfalls beschrieben. Die Behandlung mit manueller Lymphdrainage, Ergotherapie und ggf. Kortisonstoßtherapie ist aus unserer Sicht sinnvoll.