gms | German Medical Science

62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06. bis 08. Oktober 2022, Garmisch-Partenkirchen

Einfluss von Parthenolid auf die Regeneration des Nervus medianus nach Rekonstruktion mittels nicht-neuronalen Gewebes im Rattenmodell

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Johannes Heinzel - BG Klinik Tübingen, Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Eberhard Karls Universität, Tübingen, Germany
  • Yannik Kern - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Klinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Athanasia Filippou - Einrichtung für Tierschutz, Tierärztlichen Dienst und Labortierkunde, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Jana Ritter - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Klinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Manuela Büttcher - Einrichtung für Tierschutz, Tierärztlichen Dienst und Labortierkunde, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Cosima Prahm - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Klinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Phillipp Gobrecht - Zentrum für Pharmakologie, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Dietmar Fischer - Zentrum für Pharmakologie, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Adrien Daigeler - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Klinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany
  • Jonas Kolbenschlag - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Klinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Garmisch-Partenkirchen, 06.-08.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dgh25

doi: 10.3205/22dgh25, urn:nbn:de:0183-22dgh255

Veröffentlicht: 6. Oktober 2022

© 2022 Heinzel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Bei segmentalen Nervenverletzungen kommt es oftmals trotz optimaler chirurgischer Therapie nur zu einer unzureichenden funktionellen Regeneration. Neben dem autologen Nerventransplantat bietet sich das Venen-Muskel-Interponat (VMI) als Alternative zur Rekonstruktion kurzstreckiger, segmentaler Nervenverletzungen an.

Eine einmalige systemische Gabe von Parthenolid, eines natürlichen Inhaltsstoffes des Mutterkrauts, führte in einem murinen Modell nach einer Crush-Läsion (Axonotmesis I°) des Nervus ischiadicus im Vergleich zur Vehikel-behandelten Kontrollgruppe zu einer signifikanten Beschleunigung der Nervenregeneration. Die Effekte von Parthenolid wurden jedoch bisher weder bei segmentalen Nervenläsionen (Neurotmesis) noch bei der Verwendung nicht-neuronalen Gewebes untersucht.

Methodik: Bei 7–9 Wochen alten, ca. 450 g schweren, männliche Wistar-Ratten (n=20) erfolgte die Resektion des Nervus medianus in einer oberen Extremität über eine Strecke von 7 mm. Der Defekt wurde anschließend mit einem VMI rekonstruiert. In der anderen oberen Extremität erfolgte die Resektion des Nervus medianus und die Koaptation der Nervenstümpfe mit der umliegenden Muskulatur, um eine spontane Regeneration zu verhindern. Anschließend erhielten jeweils die Hälfte der Tiere abwechselnd 20 intravenöse und intraperitoneale Applikationen von Parthenolid (200 ng/kg KG) oder die äquivalente Menge der Vehikelsubstanz Dimethylsulfoxid. Im zwölfwöchigen Beobachtungszeitraum erfolgte die Evaluation der funktionellen Regeneration mittels wöchentlicher Messungen der Griffkraft, der Bestimmung des Gewichts des M. flexor digitorum superficialis beider Seiten sowie histologischen Untersuchungen des rekonstruierten Nervs.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Während des gesamten Beobachtungszeitraums konnte kein Tier der Vehikelgruppe eine willkürliche Flexion der Zehen auf der mittels Venen-Muskel-Interponat rekonstruierten Seite demonstrieren. In der Parthenolid-Gruppe hingegen zeigten 8 Wochen postoperativ bereits 30% der Tiere eine solche Funktion. Nach 10 Wochen wuchs dieser Anteil auf 60% an (p<0.05) und erreichte schließlich am Ende des Beobachtungszeitraums 80% (p<0.01). Das Muskelgewicht des M. flexor digitorum superficialis war in der Gruppe der mit Parthenolid behandelten Tiere signifikant (p<0.05) höher als in der Vehikel-Gruppe. Anhand dieser Arbeit lässt sich somit ein regenerationsfördernder Effekt des Parthenolids bei der Rekonstruktion segmentaler Nervenverletzungen mittels Venen-Muskel-Interponaten belegen.