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Endoskopische transretinakuläre Karpaldachspaltung – erste Ergebnisse eines neuen Verfahrens
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Veröffentlicht: | 6. Oktober 2022 |
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Fragestellung: Vorstellung einer neuen Variante der endoskopischen Karpaldachspaltung zur Vermeidung der bekannten Risiken etablierter endoskopischer Verfahren (Drucksteigerung im Karpalkanal durch Einführen von Bougies und Instrumenten, unzureichende Sicht beim Schneidevorgang).
Methodik: Das Prinzip der Methode ist die selektive Spaltung des Retinaculums in dessen Ebene unter vollständiger Sichtkontrolle und ohne in den Karpaltunnel einzudringen oder palmar gelegene Strukturen zu verletzen. Die axiale Schnittführung wird durch ein pädiatrisches Urethrotom (3,8 mm Durchmesser) ermöglicht, das mit einer 0°-Optik und einem Miniatur-Keramik-Skalpell (2 mm) bestückt ist.
Der Eingriff erfolgt unter WALANT. Nach Anlegen einer circa 10 mm langen queren Hautinzision in der distalen Handgelenksbeugefalte wird die Unterarmfaszie dargestellt und wenige Millimeter in Längsrichtung inzidiert. Das Endotom wird nun in diesem Spalt direkt am Karpaldach angedockt, und die in starker Vergrößerung erscheinenden querverlaufenden Fasern werden mit kleinen Ausschlägen (1–2 mm) des Skalpells unter laufender Spülung schrittweise durchtrennt, bis zur kompletten Spaltung des Karpaldachs.
33 Patienten (26 Frauen, 7 Männer) mit klinisch und elektroneurographisch verifiziertem Karpaltunnelsyndrom ließen sich dieser endoskopischen Behandlung unterziehen und wurden nachuntersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 60,5 Jahre (33–90). Der Eingriff dauerte durchschnittlich 22,7 Minuten, davon 6,3 Minuten für die endoskopische Phase.
Alle Patienten waren binnen kurzem schmerzfrei und konnten ihre gewohnten Tätigkeiten innerhalb weniger Tage wieder aufnehmen. Neurapraxien wurde in keinem Fall beobachtet.
Zwei Patientinnen, die sich vorher an der gegenseitigen Hand einer offenen Karpaldachspaltung unterzogen hatten, hätten jetzt die endoskopische Methode bevorzugt.
Beim Boston-Levine-Fragebogen verbesserte sich der Symptom-severity-Score von 2,79 (±0,26) präoperativ auf 1,17 (±0,11) 2 Wochen postoperativ, der Functional-status-Score von 1,83 (± 0,20) auf 1,38 (±0,20).
Diese Methode dürfte, durch optimierte Sicht und Vermeidung des intraoperativen Drucktraumas am N. medianus, dazu beitragen, iatrogene Komplikationen zu vermeiden und daher eine Verbesserung der etablierten endoskopischen Verfahren darstellen. Es bedarf jedoch vergleichender prospektiver Studien an größeren Fallzahlen um dies zu bestätigen.