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61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

02. bis 04. September 2021, Münster

Frühaktive Nachbehandlung nach einer 2- oder 4-Strang-Beugesehnennaht nach komplexen Handverletzungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Turkhan Mehdiyev - Universitätsklinik für Plastische-Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • Evi Morandi - Universitätsklinik für Plastische-Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • Verena Müller - Universitätsklinik für Plastische-Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • Waltraud Mair - Universitätsklinik für Plastische-Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • Eva-Maria Baur - Universitätsklinik für Plastische-Rekonstruktive- und Ästhetische Chirurgie Innsbruck, Innsbruck, Austria

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 02.-04.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgh64

doi: 10.3205/21dgh64, urn:nbn:de:0183-21dgh646

Veröffentlicht: 27. August 2021

© 2021 Mehdiyev et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei chirurgischer Versorgung komplexer Handverletzungen wird in unserer Klinik häufig eine 2-Strang-Naht (modifizierte Kessler-Technik, mit zirkulärer Adaptationsnaht) verwendet. Es gibt keine aussagekräftige klinische Studien, die die Rupturraten von 2- oder 4-Strang-Beugesehnennähten mit einer frühaktiven Nachbehandlung bei komplexen Handverletzungen vergleichen.

Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Rupturraten von 2-Strang- und 4-Strang- Beugesehnennähten bei Patienten zu untersuchen, die komplexe Handverletzungen erlitten und postoperativ entweder mit einer frühaktiven oder passiven nachbehandelt wurden.

Methodik: Wir haben eine retrospektive Datenanalyse von 424 Patienten, die sich zwischen Januar 2010 und Februar 2019 aufgrund einer Handverletzung an unserer Universitätsklinik vorstellig waren, durchgeführt. Es wurden insgesamt 259 Patienten mit einer Verletzung der Beugesehnen mit oder ohne begleitende Verletzungen der Gefäß-Nerven-Bündel und/oder knöcherne Verletzungen in diese Studie eingeschlossen. Ein Follow-up von mindestens 6 Wochen postoperative war erforderlich um in die Studie miteinbezogen zu werden. Bei allen Patienten wurde entweder eine 2- oder 4-Strang-Beugesehnennahttechnick angewendet.

Ergebnisse: 180 von 259 Patienten (442 Sehnen), bei denen eine 2- (n = 146) oder 4-Strang- (n = 34) Naht durchgeführt wurde, wurden für die Datenanalyse herangezogen (jede Verdan-Zone). 133 (74%) Patienten wurden einem modifizierten Protokoll der frühaktiven Mobilisierung (EAM) unterzogen, während 31 (17%) Patienten durch passive Mobilisierung (modifiziertes Kleinert-Protokoll) und 16 (9%) mit anderen Methoden behandelt wurden. Elf Patienten (6%, 19 Sehnen) erlitten eine Beugesehnenruptur im Verlauf. In der 2-Strang-Gruppe erlitten von 107 (73%) mit EAM behandelte Patienten 5,6% (n = 6) Sehnenrupturen im Vergleich zu 11,5% (n = 3) Rupturen in der Kleinert-Protokoll- Gruppe. Zwei Patienten in der 4-Strang-Gruppe (7,7%) hatten nach EAM eine Beugesehnenruptur.

Schlussfolgerung: Es gab keine statistische Signifikanz bei den Rupturraten zwischen den Gruppen. Die Daten legen nahe, dass die Kombination einer 2-Strang-Beugesehnennaht mit dem postoperativen EAM-Protokoll bei komplexen Handverletzungen ohne erhöhtes Rupturrisiko möglich ist. In jedem Fall wird das Endergebnis durch gute Zusammenarbeit von Chirurg und Handtherapie und Patient positiv beeinflusst. Die Unterschiede bzgl. Art und Ausmaß der Verletzung relativieren die abschließende Einschätzung trotz sehr hoher Fallzahl.