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61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

02. bis 04. September 2021, Münster

Funktionsgewinn durch motorische Ersatzplastiken der Hand bei Verletzungen des Plexus brachialis

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Ulrike Schnick - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany
  • Richarda Boettcher - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 02.-04.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgh32

doi: 10.3205/21dgh32, urn:nbn:de:0183-21dgh325

Veröffentlicht: 27. August 2021

© 2021 Schnick et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei Verletzungen des unteren Plexus brachialis sowie komplexen Plexusläsionen ist die Handfunktion häufig deutlich beeinträchtigt bzw. aufgehoben. Somit ist die Fähigkeit, Dinge zu greifen und wieder loszulassen vermindert, und die Betroffenen sind in ihren alltäglichen Verrichtungen teils erheblich eingeschränkt. Mit Hilfe von Nerventransfers, wie sie für obere Plexusläsionen sehr etabliert sind, ist eine Funktionsverbesserung der Hand nur sehr begrenzt zu erreichen. Hier stellen motorische Ersatzplastiken, ggf. in Kombination mit Tenodesen oder Arthrodesen, eine Chance zur Funktionsverbesserung dar. Zudem können sie bei geburtstraumatischen Plexusläsionen auch im jugendlichen bzw. Erwachsenenalter noch zu einem Funktionsgewinn führen.

Methodik: Zwischen Juli 2012 und März 2021 wurden bei 19 Patienten verschiedene motorische Ersatzoperationen vorgenommen. 4 Patienten hatten eine geburtstraumatische Plexusläsion, bei 3 Patienten erfolgte als primäre Operation eine motorische Ersatzoperation, und in 12 Fällen wurde diese als Zweit- oder Dritteingriff durchgeführt.

In der Mehrzahl wurde eine Rekonstruktion der Handgelenkstreckung bzw. eine motorische Radialisersatzplastik vorgenommen. Weitere Verfahren waren intrinsische Ersatzoperationen wie die Lasso-Operation nach Zancolli oder eine Opponensplastik. Häufig wurden diese Verfahren mit z.B. Tenodesen kombiniert.

Ergebnisse: In allen Fällen kam es zu einem Funktionsgewinn für alltägliche Verrichtungen. So konnten auch die nicht geschädigte oder zuvor rekonstruierte Schulter- und Ellenbogenfunktion noch umfassender genutzt werden, da nun ein Greifen sowie Loslassen von Gegenständen möglich geworden waren. Zudem sind die Erfolge bei motorischen Ersatzplastiken im Gegensatz zu Resultaten nach Neurotisationen schon nach Tagen bis Wochen spürbar.

Schlussfolgerung: Motorische Ersatzplastiken bieten bei komplexen Läsionen oder solchen des unteren Plexus brachialis eine erfolgreiche Chance auf einen Funktionsgewinn an der Hand und somit größere Selbständigkeit bei alltäglichen Verrichtungen. Ein Vorteil ist zudem, dass sie keiner zeitlichen Limitierung bezogen auf die Latenz zwischen Trauma und operativer Behandlung unterliegen.