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61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

02. bis 04. September 2021, Münster

Das Hypothenarhammersyndrom – eine seltene Entität

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Jan-Christoph Gunßer - Thüringen Kliniken Saalfeld, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie, Saalfeld, Germany
  • Stefanie Säuberlich - Thüringen Kliniken Saalfeld, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie, Saalfeld, Germany
  • Uwe-Matthias Petereit - Thüringen Kliniken Saalfeld, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie, Saalfeld, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 02.-04.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgh18

doi: 10.3205/21dgh18, urn:nbn:de:0183-21dgh188

Veröffentlicht: 27. August 2021

© 2021 Gunßer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Es stellte sich eine 52 jährige Frau in unserer handchirurgischen Sprechstunde vor. Sie hatte seit einigen Wochen eine zunehmende Schwellung im Bereich der rechten Hohlhand ohne Trauma emerkt. Sie berichtete über ein stechendes und pochendes Gefühl. Klinisch fand sich eine freie Beweglichkeit, kein Hinweis für ein Infektgeschehen oder eine Sehnenpathologie. Bei Verdacht auf ein Hypothenarhammersyndrom - eine akrale Durchblutungsstörung im distalen Versorgungsgebiet der Aulnaris, welche durch eine Traumatisierung des ulnaren Anteils des Hohlhandbogens ausgelöst wird, leiteten wir die weiteren diagnostischen Maßnahmen ein.

Methodik: Es erfolgte eine dopplersonografische Untersuchung. Hierbei zeigte sich ein korkenzieherartiges Aneurysma der distalen Arteria ulnaris von ca. 2 cm Länge. Zur Komplettierung der Diagnostik wurde eine Angiografie der rechten Hand durchgeführt. Anschließend erfolgte die operative Versorgung zur Protektion arterieller Embolien und Verschluß der kleinen Fingerarterien. Das Aneurysma wurde reseziert und durch ein Veneninterponat ersetzt. Die Hand wurde postoperativ temporär in einer dorsalen Schiene ruhig gestellt, wobei Bewegungsübungen erfolgen konnten.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine primäre Wundheilung bei stabiler peripherer Durchblutung ohne weitere wesentliche Beeinträchtigungen. Insbesondere fand sich keine arterielle Durchblutungsstörung der peripheren Finger im Sinne eines Raynaudsyndroms, kein Kältegefühl sowie keine muskulären Beeinträchtigungen.

Schlussfolgerung: Das Hypothenarhammersyndrom ist eine seltene Erkrankung, welche durch repetitive Traumatisierung der distalen A. ulnaris (z. B. Hammerschläge) ausgelöst wird und oft bei Bauarbeitern beobachtet wird. Sie ist als Berufskrankheit gelistet. Die aneurysmatisch erweiterte A. ulnaris sollte zur Protektion peripherer Digitalarterienembolisationen reseziert werden und durch ein Veneninterponat ersetzt werden. Trotz unterschiedlicher, oft blande wirkender Symptome, sollte das Hypothenarhammersyndrom in die Überlegungen eingeschlossen werden. Die Diagnostik und Therapie stellt daher eine Herausforderung dar. Die postoperativen Ergebnisse sind gut und die Patienten schnell zufrieden. Die auslösenden Traumata der Hohlhand sollten jedoch zukünftig vermieden werden. Hier sind Arbeitsplatzumgestaltungen oft unumgänglich.