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61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

02. bis 04. September 2021, Münster

15-Jahres-follow-up nach 8 Fingeramputation bei einem jetzt 52-jährigen Patienten – ein Fallbericht

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Melanie Kober - Helios Bördeklinik, Oschersleben, Germany
  • Hans-Georg Damert - Helios Bördeklinik, Oschersleben, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Münster, 02.-04.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dgh13

doi: 10.3205/21dgh13, urn:nbn:de:0183-21dgh132

Veröffentlicht: 27. August 2021

© 2021 Kober et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die gleichzeitige Amputation von 8 Langfingern bei einem Patienten kommt glücklicherweise selten vor, stellt sowohl den Patienten als auch seine Behandler vor große Herausforderungen. In der Regel sind mehrere Operationen und eine lang andauernde Behandlung notwendig, um eine möglichst gute Funktion der Hände zu erhalten oder wiederherzustellen. Bereits bei der Erstversorgung müssen weitere operative Möglichkeiten bedacht und in die Planung mit einbezogen werden. Dies soll im Rahmen einer Fallvorstellung am Beispiel eines Patienten dargestellt werden. Berichtet wird über die primäre Rekonstruktion der Weichteile sowie die weiteren operativen und konservativen Behandlungsschritte, welche mit zahlreichen Bildern untermalt ist. Nach 15 Jahren erfolgte dann eine Nachuntersuchung des Patienten.

Methodik: Im März 2006 erlitt ein damals 37-jähriger Patient im Rahmen eines Arbeitsunfalles eine Amputation von 8 Fingern an einer Press-Stanze. Lediglich beide Daumen blieben nur leicht verletzt und funktionstüchtig. Durch den Unfallmechanismus wurden beide Hände bis in die Mittelhand zerquetscht, die Langfinger amputiert und die Sehnen teilweise komplett mit Muskulatur aus dem Unterarm gerissen. Bei der primären notfallmäßigen Versorgung erfolgte nach radikalem Debridement die Defektdeckung mit einem Leistenlappen und einer Muff-Plastik. Insgesamt waren schrittweise etwa 14 Operationen bis zum Endbefund notwendig. Diese reichen von Lappenausdünnungen bis zur Ausformung von "neuen" Fingern.

Ergebnisse: 15 Jahre nach der Verletzung ist der Patient in Vollzeit als technischer Zeichner arbeitsfähig. Trotz deutlicher Einschränkungen kann er sich selbst versorgen, fährt Auto, Fahrrad, stellt selbst Munition für sein Hobby als Sportschütze her und kann noch viele andere Dinge mit seinen Händen tun.

Schlussfolgerung: Komplexverletzungen wie diese sind für Handchirurgen immer eine große Herausforderung. Gilt es doch, neben den operativen Fähigkeiten (handchirurgisch, plastisch-chirurgisch, rekonstruktiv), auch ein komplexes Behandlungskonzept für derartige Fälle mit einer gewissen "Weitsicht" im Kopf zu haben. Denn häufig begleiten uns diese Patienten sogar über Jahre. Unser Ziel ist eine bestmögliche Wiederherstellung der Funktion und eine Wiedereingliederung des Patienten in das soziale- und das Berufsleben.