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59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

11. - 13.10.2018, Mannheim

Ergebnisse nach Fingerendgliedreplantation – Ist der Aufwand gerechtfertigt?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Horst Zajonc - Klinik für Plastische und Handchirurgie Uniklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • David Braig - Klinik für Plastische und Handchirurgie Uniklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • Jan R Thiele - Klinik für Plastische und Handchirurgie Uniklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • G. Björn Stark - Klinik für Plastische und Handchirurgie Uniklinik Freiburg, Freiburg, Germany
  • Steffen U. Eisenhardt - Klinik für Plastische und Handchirurgie Uniklinik Freiburg, Freiburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Mannheim, 11.-13.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dgh075

doi: 10.3205/18dgh075, urn:nbn:de:0183-18dgh0750

Veröffentlicht: 10. Oktober 2018

© 2018 Zajonc et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fingeramputationsverletzungen der Zone 1 und 2 nach Tamai stellen gewöhnlich lediglich eine relative Replantationsindikation dar. Im Gegensatz zur primären Stumpfbildung sind Replantationen sehr aufwändig und erfordern spezielle supermikrochirurgische Fähigkeiten, da hier Gefäße mit einem Durchmesser von lediglich 0,3 – 0,8 mm anastomosiert werden müssen. Diese Untersuchung soll die Frage klären, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist?

Methodik: Retrospektiv wurden alle Endgliedamputationen der Zonen 1 und 2 nach Tamai zwischen 9/2009 und 7/2014 untersucht, bei denen ein Replantationsversuch erfolgte. Der Erfolg der Replantation, der Heilungsverlauf und die funktionellen Langzeitergebnisse wurden bewertet.

Ergebnisse: Im eigenen Patientenkollektiv wurden im Untersuchungszeitraum elf supermikrochirurgische Eingriffe bei avaskulären Endgliedverletzungen durchgeführt. Darunter waren sechs Endgliedamputationen, vier subtotale Endgliedamputationen und eine Pulpaamputation. Insgesamt konnte bei acht Operationen eine erfolgreiche Replantation mit Langzeiterhalt der Fingerendglieder durchgeführt werden (73%). In drei Fällen (27%) war eine sekundäre Amputation und Stumpfbildung notwendig. Die mittlere Operationszeit betrug 5h 8min. Von den acht erfolgreich durchgeführten Replantationen konnten sechs Patienten (75%) im Langzeitverlauf mit einem mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 19 Monaten untersucht werden. 83% der Patienten waren mit dem Ergebnis zufrieden und würden erneut eine Replantation einer primären Stumpfbildung vorziehen. Zwei Drittel berichteten über eine gute Funktion der Fingerendglieder im Alltag und Beruf zu verfügen und die betroffenen Finger ohne Einschränkungen einsetzen zu können. Ein Drittel klagte über eine eingeschränkte Funktion. Alle konnten in ihren alten Beruf zurückkehren und waren weitestgehend schmerzfrei. 92% der Nerven hatten eine 2-Punkte Diskrimination von weniger als 15 mm und 58% eine 2-Punkte Diskrimination von weniger als 10mm. Ästhetisch beeinträchtigend waren Atrophien bei 50% der Replantate sowie eine Onychodystrophie bei einem Drittel der Patienten.

Schlussfolgerung: Distale Fingerreplantationen sind zeitaufwändig und technisch anspruchsvoll. Bei Erfolg führen sie zu einer hohen Patientenzufriedenheit mit guter Handfunktion. Aufgrund der guten Ergebnisse sollte die Indikation zum Replantationsversuch großzügig gestellt werden.