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Freie Lappenplastiken zur Rekonstruktion von komplexen Defekten an der Hand und am distalen Unterarm: eine retrospektive Analyse über 5 Jahre
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2018 |
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Fragestellung: Die freie Lappenplastik ist ein bewährtes mikrochirurgisches Verfahren zur funktionellen Wiederherstellung und Weichteildeckung nach Trauma, Tumorresektion oder bei chronischen Wunden bzw. Infektionen. Ziel der Untersuchung war die retrospektive Auswertung der perioperativen Daten der an unserer Klinik durchgeführten Transplantationen freier Lappenplastiken mit einer Indikation im Bereich der Hand und des distalen Unterarms.
Methodik: Ausgewertet wurden demographische Daten, die Art der Lappenplastik, die Gegebenheiten des Defektes, die stationären Verweildauern sowie die Erfolgsraten bei mikrochirurgischen Gewebetransplantationen im Zeitraum zwischen Mai 2013 und April 2018. Die Auswertung erfolgte anhand der digitalen Patientenakte.
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 35 freie Lappenplastiken bei 7 Frauen und 28 Männern durchgeführt. Ursächlich für die Defekte waren Traumata (n=21), Infektionen (n=12) und Tumorerkrankungen (n=2). Es wurden 9 Latissimus dorsi-, 8 ALT-, 7 Grazilis-, 5 laterale Oberarm-, 2 Paraskapular-, 1 Radialis-, 1 Fibula-, 1 Serratusfaszien- und 1 chimäre Lappenplastik (ALT- mit Vastus lateralis-Anteilen) durchgeführt. Das Lappenmonitoring erfolgte neben der klinischen Kontrolle in 62% mittels Cook-Doppler-Sonde. In 2 Fällen wurde eine Revision aufgrund eines Verlusts des Dopplersignals vorgenommen (arterielle bzw. venöse Thrombose). Das mittlere Patientenalter betrug 51 (15 -87) Jahre. Die stationäre Aufenthaltsdauer lag im Mittel bei 38,6 (10-95) Tagen. Bei den akuten traumatischen Verletzungen lag die Dauer vom Zeitpunkt des Unfalls bis zur (ersten) freien Lappenplastik im Mittel bei 7,7 Tagen. Der Anteil der berufsgenossenschaftlichen Unfälle lag bei 52%, den Infektionen ging in 17% eine berufsgenossenschaftliche Verletzung voraus. Von den berufsgenossenschaftlichen Patienten konnten 65% wieder in ihren alten Beruf zurück. Bei 4 von 31 freien Lappenplastiken kam es aufgrund von arteriellen oder venösen Thrombosen zu einem Lappen(teil)verlust, so dass eine erneute freie Lappentransplantation erfolgreich durchgeführt werden musste.
Schlussfolgerung: Die freie mikrovaskuläre Lappentransplantation ist in der Handchirurgie für die Rekonstruktion komplexer Defekte bzw. funktionell wichtiger Strukturen unverzichtbar. In allen Fällen konnte ein Extremitätenerhalt mit einer suffizienten Deckung bzw. Wiederherstellung erzielt werden. Funktionell und ästhetisch zeigten sich gute Ergebnisse.