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Freie vaskularisierte Knochentransplantation zur Rekonstruktion osteomyelitischer Knochendefekte – Fallpräsentation und Übersicht
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Veröffentlicht: | 10. Oktober 2018 |
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Fragestellung: Bei offenen Knochenbrüchen besteht ein hohes Risiko einer Osteomyelitis mit nachfolgender Nekrose des Knochens und der Weichteile. Die Behandlung der Osteomyelitis besteht aus einer Kombination aus chirurgischer Therapie und lokaler sowie systemischer antibiotischer Behandlung. Weiter wird oft eine anatomische Rekonstruktion des Knochens und der Weichteile mit plastisch-chirurgischen Techniken notwendig. Die Behandlungsprinzipien sollen anhand eines komplexen Falles dargestellt werden.
Methodik: Ein 57-jähriger Patient zog sich eine offene Fraktur des distalen Unterarmes zu. Die Erstversorgung erfolgte mittels externer Fixation und zusätzlicher palmarer Plattenosteosynthese des Radius und Kirschner- Drahtosteosynthese der distalen Ulna. Es entwickelte sich eine Wundheilungsstörung auf dem Boden einer Osteomyelitis. Es erfolgte die Einlage einer Gentamycin Kette sowie die Deckung des Weichteildefektes mittels freiem lateralen Oberarmlappen. Trotz spezifischer lokaler und systemischer Antibiotikatherapie und radikalem Debridement sowie suffizienter Weichteildeckung konnte die Knocheninfektion nicht zufriedenstellend behandelt werden. Nach Exzision des gesamten nekrotischen Knochens und Entfernung aller Implantate musste die Herausforderung eines 5 cm großen Knochendefektes mit Instabilität des Unterarms bei noch erhaltener Radiusgelenkfläche angegangen werden. Die Behandlung erfolgte durch Interposition eines freien vaskularisierten Fibula-Transplantates von 5 cm Länge unter Erhalt der Radiusgelenkfläche und Osteosynthese mit winkelstabiler Platte.
Ergebnisse: 9 Monate nach Operation zeigte sich das Knochentransplantat knöchern in den Radius integriert. Durch intensive Handergotherapie und Physiotherapie konnte ein kompletter Faustschluss sowie eine freie Umwendbewegung erzielt werden. Die aktive Beweglichkeit des Handgelenkes betrug für die Extension / Flexion 20-0-20 ° und für Ulna- / Radialduktion 10-0-10 °. Nach 24-monatiger intensiver Behandlung konnte der Patient wieder in der Automobilindustrie arbeiten.
Schlussfolgerung: Ein radikales Debridement bei einer akuten Infektion unter Einbeziehung des nekrotischen Knochens ist obligat. Kontaminierte Metallimplantate sollten schnellst möglich entfernt werden. Es schließt sich regelhaft eine 6-wöchige lokale und systemische antibiotische Therapie mit adäquater Ruhigstellung an. Zur Behandlung größerer Knochendefekte sind mikrochirurgische Techniken zum Erhalt von Form und Funktion der Hand sehr häufig erforderlich.