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58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. - 14.10.2017, München

Hautinfektion an der Hand durch Parapockenviren – eine seltene Ursache nekrotisierender Entzündungen in der Handchirurgie

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Jan-Christoph Gunßer - Thüringen Klinik Saalfeld, Orthopädie und Unfallchirurgie, Saalfeld, Germany
  • Uwe-Matthias Petereit - Thüringen Klinik Saalfeld, Orthopädie und Unfallchirurgie, Saalfeld, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. München, 12.-14.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgh075

doi: 10.3205/17dgh075, urn:nbn:de:0183-17dgh0755

Veröffentlicht: 10. Oktober 2017

© 2017 Gunßer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine 37-jährige Patientin stellte sich wegen Hautnekrotisierungen an den Mittel- und Endgliedern des dritten Fingers rechts dorsal vor. Diese Hautveränderungen bestanden seit zehn Tagen und waren begleitet von einer Lymphangitis des rechten Armes und einer Lymphadenopathie der rechten Axilla.

Methodik: Bei der Patientin waren keine Vorerkrankungen und keine Allergien bekannt. Sie nahm keine Medikamente ein, der Impfstatus war vollständig, es wurden keine Veränderungen der Lebens- oder Essgewohnheiten angegeben. Die Patientin arbeitet als landwirtschaftliche Hilfskraft im Kuhstall.

Die Hautveränderungen waren zehn Tage vor der stationären Aufnahme als zwei stecknadelkopfgroße rote Punkte aufgefallen. Sie waren schmerzfrei und nicht juckend. Im Verlauf hatten sich zwei erbsengroße derbe Papeln mit zunehmender Rötung am Mittel- und Endglied des dritten Fingers rechts gebildet. Die Patientin zeigte sich mit intakter pDMS, fieberfrei, infektfrei, laborchemisch unauffällig und neurologisch ohne Defizite.

Im stationären Verlauf entwickelte die Patientin Fieber mit einer Erhöhung der Infektparameter. Die Hauteffloreszenzen zeigten sich nun in Form von zwei düsterroten eingetrockneten Bullae.

Ergebnisse: Es wurden lokale Proben aus den Papeln sowie Blutserum zur histologischen und virologischen Diagnostik entnommen und an das Landesamt für Verbraucherschutz sowie an das Konsiliarlaboratorium für Pockenviren des Robert Koch Institutes versandt.

Von Beginn des stationären Aufenthaltes an wurde die Patientin antibiotisch mit Ampicillin/Sulbactam und später mit Moxifloxacin behandelt. Der rechte Unterarm wurde mit einer Castlonguette immobilisiert.

Bei anhaltend hohen Entzündungsparametern wurde eine Prednisolon-Stoßtherapie durchgeführt.

Vom Landesamt für Verbraucherschutz und vom Konsiliarlaboratorium für Pockenviren wurden der Nachweis von Parapockenviren mit den pathognomonischen Melkerknoten erbracht. Orthopockenviren wurden nicht nachgewiesen. Eine chirurgische Intervention war nicht notwendig, es kam zu einer vollständigen Rückbildung der Krankheitszeichen.

Schlussfolgerung: Eine Infektion der Hände mit Parapockenviren ist eine wichtige Differentialdiagnose zu den vielen anderen in der Handchirurgie vorkommenden Infektionen. Da das Rind weiterhin als Hauptüberträger dieser Zoonose gilt, ist ein besonderes Augenmerk auf die Berufsanamnese der Patienten zu legen. Über Hautläsionen an der Hand erfolgt die Infektion bei Kontakt zu infizierten Tieren. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten.