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58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. - 14.10.2017, München

Koinzidenz von Verletzungen des Plexus brachialis und Kompartmentsyndrom – stets erkannt?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Richarda Böttcher - Unfallkrankenhaus Berlin, Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie, Berlin, Germany
  • Ulrike Schnick - Schwerpunkt für rekonstruktive Chirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. München, 12.-14.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgh071

doi: 10.3205/17dgh071, urn:nbn:de:0183-17dgh0717

Veröffentlicht: 10. Oktober 2017

© 2017 Böttcher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Sowohl bei intra- als auch extraplexalen Rekonstruktionen des Plexus brachialis ist eine anschließende Reinnervation mit Funktionszuwachs nicht sicher zu erwarten. Prognostisch ungünstige Faktoren sind ein höheres Lebensalter und eine verlängerte Latenz zwischen Unfallzeitpunkt und Rekonstruktion. Diese Erklärungen reichen aber nicht aus, die unsichere Prognose zu erklären.Da Verletzungen des Plexus brachialis häufig in Kombination mit Gefäßverletzungen und seriellen Frakturen einhergehen, sind Kompartmentsyndrome ein möglicher weiterer Faktor.

Methodik: 4 Fälle mit gesicherten Kompartmentsyndromen bei Läsionen des Plexus brachialis konnten in 6 Jahren bei 55 insgesamt aufgrund von Plexusläsionen operierten Patienten identifiziert werden. 3 der 4 Patienten erlitten ein Polytrauma mit knöchernen Verletzungen des Armes sowie und Gefäßverletzungen der Art. subclavia oder Art. axillaris. Die vierte Patientin erlitt einen iatrogenen Plexusschaden mit Verletzung der Arteria axillaris. Von den 55 Plexuspatienten lagen bei Indikationsstellung zu operativen rekonstruktiven Maßnahmen der Plexusläsion in insgesamt 11 Fällen Erkenntnisse über arterielle Verletzungen vor.

Ergebnisse: Im ersten Fall wurden die Folgen des Kompartmentsyndroms am Oberarm aufgrund des operativen Vorgehens intraoperativ erkannt. Die operative Rekonstruktion der entsprechenden Nerven wurde abgebrochen. Der Arm wurde mittlerweile amputiert. In den beiden anderen Fällen konnte eine erfolgreiche Rekonstruktion der Ellenbogenbeugung und teilweise der Schulterfunktion erreicht werden, wobei die sekundäre Einsteifung von Handgelenk und Fingern die Gebrauchsfähigkeit des Armes nicht verminderte. Im vierten Fall konnten die Folgen der iatrogenen Verletzung nicht verbessert werden. In den 7 weiteren Fällen mit begleitenden Gefäßverletzungen zeigten sich trotz oft jungem Lebensalter und kurzer Latenz bis zum Operationszeitpunkt schlechtere funktionelle Ergebnisse als im Gesamtkollektiv. Nicht erkannte Kompartmentsyndrome sind eine mögliche Ursache.

Schlussfolgerung: Die Erkennung von Kompartmentsyndromen im Zusammenhang mit Läsionen des Plexus brachialis ist schwierig. In Abhängigkeit von Höhe und Ausmaß der Kompartmentschädigung lassen sich wahrscheinlich funktionell günstige Ergebnisse erzielen, wenn das Kompartmentsyndrom in die differenzierte Indikationsstellung der gewählten Verfahren mit einbezogen wird. Eine differentialdiagnostische Berücksichtigung möglicher Kompartmentsyndrome an der betroffenen Extremität ist daher sinnvoll.