gms | German Medical Science

58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. - 14.10.2017, München

Wiedererlernen von motorischen Strategien des Alltags – Ein Fallbeispiel nach traumatischer Oberarmamputation und -replantation

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Sindy Albrecht - N.A.P.-Akademie Berlin, Berlin, Germany
  • Renata Horst - N.A.P.-Akademie Berlin, Berlin, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. München, 12.-14.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgh069

doi: 10.3205/17dgh069, urn:nbn:de:0183-17dgh0694

Veröffentlicht: 10. Oktober 2017

© 2017 Albrecht et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Welchen Einfluss hat die aktivitätsorientierte Therapie nach einer traumatischen, kompletten Oberarmamputation und anschließender Replantation auf den Rehabilitationsprozess und das Wiedererlangen von alltagsrelevante Funktionen?

Methodik: Durchführung von sinnhaften, alltagrelevanten Aktivitäten auf Grundlage des Prinzips der neuronalen Plastizität nach der Therapiemethode der neuroorthopädischen aktivitätsabhängigen Plastizität (N.A.P.®). Die Beurteilung der Gelenkbeweglichkeit erfolgte durch die Neutral-Null-Messung. Weitere Beurteilungsparameter waren der Muskelfunktionstest nach Daniels & Worthinham (Mft), die Sensibilitätsüberprüfung anhand der Zwei-Punkt-Diskrimination und die Beurteilung des subjektiven Gesundheitszustandes durch den SF-36 Fragebogens. Die Beurteilung der Arm- und Handfunktion in alltagsrelevanten Aktivitäten wurde durch den Upper Extremity Motor Activity Log (UEMAL) gemessen. Die Messungen fanden im Zeitraum von August 2003 bis Mai 2007 statt.

Ergebnisse: Die Gelenkbeweglichkeit erreicht im Seitenvergleich in der linken, retransplantierten, oberen Extremität in allen Gelenken ein annähernd vollständiges Bewegungsausmaß. In Schulter-, Ellenbogen- und Handgelenk erreichte der Patient einen Kraftgrad von mind. 4 von 5 Punkten, ebenso in der Daumenoppositionsbewegung. Am stärksten eingeschränkt blieben die Mm. lumbricales manus (Mft= 1), was sich auch im UEMAL wiederspiegelt. Dem Patienten gelangen im UEMAL im August 2003 keine der 30 Alltagsaktivitäten. Im Mai 2007 schaffte er im UEMAL seine Hand aktiv bei 14 von 30 Aktivitäten (mind. 2 von 5 Punkten) unterstützend einzusetzen. Besonders feinmotorische Aufgaben blieben unverändert und nicht durchführbar. Die Sensibilität blieb unverändert. Es war über den ganzen Zeitraum keine Zwei-Punkt-Diskrimination möglich. Die Beurteilung des allgemeinen, subjektiven Gesundheitszustandes des SF-36 verbesserte sich von schlecht (August 2003) bis gut (Mai 2007).

Schlussfolgerung: Die Motivation und die alltags- und zielorientierte Therapie führt zu einer Verbesserung sowohl auf Körperstruktur/-funktionsebene als auch auf Aktivitäts- und Partizipationsebene. Es sind trotzdem weitere Untersuchungen zur Beurteilung des Einflusses der aktivitätsorientierten Therapie auf die Reorganisations- und Rehabilitationsfähigkeit notwendig.