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58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. - 14.10.2017, München

Gibt es prognostisch bedeutsame Faktoren für den Fingererhalt nach Ringavulsion? Retrospektive Analyse von 87 Fällen eines handchirurgischen Zentrums

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Thomas Florian Schilling - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany
  • Sebastian Gaus - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany
  • Florian Neubrech - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany
  • Leila Harhaus - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany
  • Ulrich Kneser - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany
  • Berthold Bickert - BG Unfallklinik, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. München, 12.-14.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgh005

doi: 10.3205/17dgh005, urn:nbn:de:0183-17dgh0050

Veröffentlicht: 10. Oktober 2017

© 2017 Schilling et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Ringavulsion ist eine schwerwiegende Verletzung, die oft zur primären oder sekundären Amputation führt. Die Studie soll prognostische Faktoren mit Einfluss auf den Fingererhalt herausarbeiten.

Methodik: Von 2007 bis 2016 wurden 87 Patienten mit Ringavulsion behandelt. Es erfolgte eine retrospektive Auswertung. Daten zu Patienten, Unfallmechanismus, Lokalisation, Verletzungsschwere (Klassifikation nach Kay), operativer Versorgung, Nachbehandlung / Komplikationen wurden erhoben. Primärer Endpunkt war der Fingererhalt.

Ergebnisse: 62 Patienten (71%) waren männlich, 25 weiblich (29%). Das mittlere Alter betrug 34 (4–82) Jahre. 26 Patienten (30%) erlitten einen Arbeits-, 61 (70%) einen Freizeitunfall. Betroffen war in 73 Fällen (84%) der Ringfinger. 20 Patienten (23%) wiesen keine Durchblutungsstörung auf (Kay 1), 7 (8%) eine Durchblutungsstörung ohne knöcherne Läsion (Kay 2), bzw. 8 (9%) mit knöcherner Läsion (Kay 3) und 52 (60%) eine komplette Amputation (Kay 4). Bei 54 Patienten (62%) lag eine Avulsion auf Höhe des Grundgliedes vor. 46 Patienten (52,8%) wurden am Unfalltag mit Stumpfbildung amputiert, davon 6 (6,9%) nach erfolgloser Revaskularisation. Bei 41 Patienten gelang die Revaskularisation, 6 Finger mussten sekundär amputiert werden. Bei 35 Patienten (85%/40,2% des Gesamtkollektivs) wurde der Finger erhalten. Die stationäre Therapie dauerte bei Fingererhalt im Mittel 12,0 Tage, bei Amputation 4,3 Tage. Ein Einfluss des Patientenalters, des Versicherungsstatus (bg-lich/nicht bg-lich), des Geschlechts und der Ischämiezeit bis OP wurde nicht nachgewiesen. Es ergaben sich folgende signifikante Korrelationen: Ringavulsionen beim Überklettern eines Zauns hatten eine schlechtere Prognose als andere Unfallmechanismen; avaskuläre Finger (Kay 2 und 3) hatten eine bessere Prognose als komplette Amputationen (Kay 4) und Revaskularisationen auf Grundgliedhöhe eine bessere Prognose als auf Mittelgliedhöhe (Kay 3 und 4). Die operative Versorgung mit Rekonstruktion einer Fingerarterie und 2 dorsaler Venen zeigte die besten Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Die Prognose der Ringavulsion ist günstiger, als früher zeitweise gedacht. Wie bei anderen Amputationsverletzungen der Finger sollte immer die Replantation/-vaskularisation an einem handchirurgischen Zentrum geprüft und wenn möglich versucht werden.