gms | German Medical Science

57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

22. - 24.09.2016, Frankfurt am Main

Akute Läsion des N. radialis und N. interosseus ant. durch spontane trunculäre oder faszikuläre Nerventorsion

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Okka Eva Pfisterer - Klinik für Hand- und Fußchirurgie, Diakonieklinikum Hamburg, Hamburg, Germany
  • Henrich Kele - Praxis für Neurologie Neuer Wall, Hamburg, Germany
  • Paul Preisser - Klinik für Hand- und Fußchirurgie, Diakonieklinikum Hamburg, Hamburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Frankfurt am Main, 22.-24.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgh067

doi: 10.3205/16dgh067, urn:nbn:de:0183-16dgh0675

Veröffentlicht: 20. September 2016

© 2016 Pfisterer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die spontane Nerventorsion ist eine sehr seltene Ursache für akut auftretende Parsen der oberen Extremität.
Diese kann durch eine komplette oder inkomplette segmentale Einschnürung, bei gleichzeitig nachgewiesener Torsion des Nervens, hervorgerufen werden.
Die Symptome umfassen Schmerzen, Paresen und Sensibilitätsstörungen.
Klinisch, elektrophysiologisch und mit MRT Standardtechnik ist eine Nerventorsion nicht darstellbar.
Mittels hochauflösendem Ultraschall kann die Torsion eindeutig festgestellt und lokalisiert werden.
Die Ursache der Nerventorsion ist bis heute nicht geklärt.
Bei nachgewiesener Torsion ist eine zeitnahe operative epineurale/interfaszikuläre Neurolyse erforderlich.
In unserer Klinik wurden 2016 3 Nerventorsionen nur aufgrund der sonographischen Diagnose operiert.

Methodik: Fall 1

Trauma des rechten Ellenbogens ohne Frakturnachweis.
Im Verlauf muskuläre Parese des Daumen- und Zeigefingerendgelenkes.
In der Sonographie partielle faszikuläre Torsion des N. medianus oberhalb des Abganges des N. interosseus ant
Intraoperativ ist der Nerv äußerlich unauffällig, erst nach Epineurektomie wird die Torsion einzelner Faszikel auf der sonographisch beschriebenen Höhe gefunden.

Fall 2

Akute Beschwerden am rechten Unterarm seit 2 Wochen, mit komischem Gefühl nach intensivem Tennisspiel. Im Verlauf Parese der Streckmuskulatur Daumen und Langfinger.
Sonographisch 2 Nerventorsionen des Ramus profundes Nervi radialis auf Höhe des Ellenbogens.
Intraoperativ wird der Befund nach epineuraler Neurolyse auf der beschriebenen Höhe bestätigt.

Fall 3

Akute seit 3 Wochen bestehende Schmerzen im linken Arm, mit Sensibilitätsstörung am radialen Handrücken und Fallhandsymptomatik.
Sonographischer Nachweis von 2 Torsionsstellen des N. radialis am mittleren und distalen Oberarm.
Intraoperative epineurale Neurolyse und Darstellung der Läsionen an beschriebener Stelle.

Ergebnisse: Die sonographisch gesehenen Torsionen wurden in allen 3 Fällen operativ bestätig.
Nach erfolgter Neurolyse zeigt sich eine noch nicht abgeschlossene Reinervation der Nerven.

Schlussfolgerung: O.g. Fälle hätten sich der Routinediagnostik entzogen und sind nur durch Nervensonographie diagnostiziert worden.
Es ist von einer hohen Dunkelziffer der Nerventorsionen auszugehen.
Bei einer akuten Parese ohne Trauma sollte eine Nervensonographie erfolgen.
Eine Nerventorsion ist dringlich einer operativen Behandlung zuzuführen. Bei frühzeitiger Operation hat die Nervenrekonvaleszenz eine günstige Prognose.
Eine Torsion kann operativ nicht immer gesehen werden.