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Melanozytäre und epitheliale Tumore an der Hand: Amputation versus Rekonstruktion
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Veröffentlicht: | 20. September 2016 |
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Fragestellung: Die Inzidenz epithelialer und melanozytärer maligner Tumore an der Hand ist im Vergleich zu anderen Körperregionen niedrig. Dennoch sind die Auswirkungen operativer Maßnahmen von entscheidender funktioneller Bedeutung, zumal Gesamtüberleben und lokoregionäre Rezidivraten von niedriger Evidenz sind und aufgrund der spärlichen Datenlage kontrovers diskutiert werden. Publikationen zu funktionellen Auswirkungen finden sich nicht. So stellt sich die Frage, ob die Amputation a. wirklich einen Überlebensvorteil gewährleistet und b. welchen Einfluss mutilierende Eingriffe auf die Lebensqualität haben.
Methodik: Retrospektive Studie mit Erfassung operativ versorgter melanozytärer und epithelialer maligner Tumore an Unterarm und Hand vom 1/2014- 3/2016. Ziel der Untersuchung war die Analyse der Entitäten, die Art und Weise der operativen Versorgung, sowie die Darstellung der funktionellen Auswirkung mittels DASH-Fragebogen.
Ergebnisse: In einem Zeitraum von 27 Monaten wurden 167 Patienten (P) mit malignen Hauttumoren an oberen Extremität, davon 66 P (41 P Melanome, 18 P BCC/SCC, 7 P Metastase/Merkellzell-Ca, DFSP) an Unterarm und Hand operativ versorgt. An der Hand erfolgten 5 Endgliedamputationen, 5 Rekonstruktionen (Foucherlappen, Crossfingerlappen, VTX, STX,). Im Falle einer Patientin erfolgte trotz "mixed response" nach Immuntherapie eine palliativ ausgedehnte Metastasektomie und funktionelle Deckung durch einen freien mikrovaskulären Leistenlappen. Der DASH-Score (bisher 5 Pat. nach Amputationen an der Hand) ergab ein Mittelwert von 37. Der schlechteste Wert ergab sich nach Daumenteilamputation mit 57,9. Eine Ringfingeramputation zeigte kaum Beeinträchtigungen mit 15,8.
Schlussfolgerung: Mutilierende Eingriffe an Hand und Unterarm haben eine erhebliche Auswirkung auf die Lebensqualität. Da nach wie vor unklar ist, ob eine Amputation einen wirklichen Überlebensvorteil bringt und valide Daten zu funktionellen Einschränkungen fehlen, sollte ein Extremitätenerhalt primär angestrebt werden. Inwieweit neue Systemtherapien (Immuntherapie, Hedgehogweg, etc.) auch auf operative Indikationen Einfluss nehmen werden, kann in interdisziplinären Multicenterstudien geprüft werden. Funktion und Lebensqualität sind dabei essentielle Parameter.