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57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

22. - 24.09.2016, Frankfurt am Main

Schmerzempfinden in der prä-operativen Phase instabiler distaler Radiusextensionsfrakturen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Steffen Löw - Caritas-Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sektion Handchirurgie, Bad Mergentheim, Germany
  • Marion Papay - Caritas-Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sektion Handchirurgie, Bad Mergentheim, Germany
  • Christoph Eingartner - Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bad Mergentheim, Germany
  • Ute Strobl - Universitätsklinik Würzburg, Würzburg, Germany
  • Frank Unglaub - Vulpiusklinik, Handchirurgie, Bad Rappenau, Germany
  • Christian K Spies - Vulpiusklinik, Handchirurgie, Bad Rappenau, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Frankfurt am Main, 22.-24.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgh014

doi: 10.3205/16dgh014, urn:nbn:de:0183-16dgh0142

Veröffentlicht: 20. September 2016

© 2016 Löw et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Obwohl die geschlossene Reposition und Gipsruhigstellung als primäre Behandlung instabiler distaler Radiusextensionsfrakturen allgemein anerkannt ist, existieren keine Daten zum Schmerzempfinden in der Zeit bis zur Operation. Wir erwarten durch die Reposition eine effektive Schmerzlinderung während der Gipsbehandlung.

Methodik: 30 konsekutive Patienten mit isolierten unilateralen dorsal dislozierten distalen Radiusfrakturen wurden prospektiv erfasst. Nach geschlossener Reposition im Aushang unter Bildwandlerkontrolle und i.v.-Analgesie erfolgte die Gipsanlage. Die Patienten wurden zu ihren Schmerzen (VAS 1-10) befragt vor der Vorstellung in der Klinik, während der Reposition, während der Gipsanlage, sowie an jedem Tag bis zur stationären Aufnahme zur Operation. Bei weiteren 11 Patienten erfolgte keine Reposition, sondern nur die Gipsanlage im Aushang. Radiologisch wurden die palmare und ulnare Inklination des Radius erfasst anhand der Rö-Bilder bei Vorstellung, nach Entfernung der axialen Traktion, sowie nach der Operation.

Ergebnisse: Die Reposition verbesserte die palmare Inklination von -26,3° (±10,8) auf -10,8° (±7,3); p<0,001. Die Operation ergab eine nahezu anatomische palmare Inklination von +6,1° (±3,8); p<0,001. In der Kontrollgruppe ohne Reposition wurde die palmare Inklination von -14,1° auf -10,0°, bzw. auf +5,6° nach der Operation verbessert. Die ulnare Inklination wurde mit Reposition von 15,5° auf 19,1°, bzw. auf 21,6° verbessert, während sich ohne Reposition keine Veränderung ergab. Das Schmerzniveau bei Vorstellung in der Klinik betrug im Mittel 5,7 (±2,4). Die Reposition verursachte trotz i.v.-Analgesie Schmerzen von 7,5 (±2,0; p<0,001), während die Gipsanlage mit Schmerzen von 3,7 (±2,1; p<0,001) assoziiert war. Am Abend und an den folgenden Tagen bis zur Operation bestanden noch Schmerzen in Höhe von 4,1 (p<0,001), 4,2, 4,1, 3,6, 3,9, 2,8, 3,0, bzw. 3,0. In der Kontrollgruppe wurde das initiale Schmerzniveau von 6,0 (±2,0) auf 3,4 (±1,9; p=0,013) am Abend nach der Gipsanlage und auf 3,4, 3,8, 2,2, 1,6, bzw. 1,7 an den folgenden Tagen reduziert.

Schlussfolgerung: Die vorhandene Literatur zeigt keinen Vorteil der geschlossenen Reposition vor Anlage des Gipses. Die aktuelle Studie zeigt stattdessen signifikante Schmerzen während der Reposition mit nur geringfügiger Schmerzreduktion während der Gipsruhigstellung. Die Notwendigkeit der geschlossenen Reposition vor Gipsanlage muss daher angezweifelt werden, und sollte nur erfolgen bei Fehlstellung-bedingter Medianus-Neuropathie.