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54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10.10. - 12.10.2013, Düsseldorf

CTS (Karpal-Tunnel-Syndrom) als Folge eines direkten Traumas bei einem 10-jährigen Mädchen – ein Case Report

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Sandra Vossen - Franziskushospital, Abteilung für Plastische und Handchirurgie, Aachen, Deutschland
  • Jan Janzen
  • Roman Blazek

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Düsseldorf, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgh68

doi: 10.3205/13dgh68, urn:nbn:de:0183-13dgh682

Veröffentlicht: 7. Oktober 2013

© 2013 Vossen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Anhand des ungewöhnlichen Erkrankungsalters und der ungewöhnlichen Ätiologie des Karpaltunnelsyndroms soll die Aufmerksamkeit auf das kindliche CTS gelenkt werden.

Methodik: Ein 10-jähriges sonst vollständig gesundes Mädchen ohne wesentliche Vorerkrankungen stellt sich unmittelbar nach direktem Sturz auf die rechte Handfläche in der chirurgischen Ambulanz vor. Sie beklagt neben Schmerzen im Bereich der Anprallstelle über Kribbelparästhesien und Schmerzen der medianus-innervierten Finger. Eine knöcherne oder ligamentäre Verletzung kann ausgeschlossen werden. Eine Neurografie zeigt keine wesentliche Veränderung der Nervenleitgeschwindigkeit. Nach 4-wöchiger Ruhigstellung des Handgelenkes können die Beschwerden zum Abklingen gebracht werden.

Das Mädchen ist drei Monate vollständig beschwerdefrei.

Dann stellt sie sich mit erneuten Beschwerden vor. Wieder stehen im Vordergrund die Kribbelparästhesien der medianus-innervierten Finger und die ziehenden Schmerzen in die Finger. Nach Angaben der Mutter setzt das Kind die Hand deutlich weniger ein.

Eine erneute Neurografie ergibt keine wesentliche Befundänderung. Die Bildgebung mit MRI und Sonografie ergibt keinen wesentlichen, pathologischen Befund, insbesondere keine fortgeschrittene Tenosynovitis.

Nach einem konservativen Therapieversuch mit erneuter Ruhigstellung von sechs Wochen und Beschwerdepersistenz wird aufgrund der typischen Beschwerden in Absprache mit und nach ausführlicher Aufklärung der Mutter eine offene Dekompression des N. medianus durchgeführt. Nach der Operation sind die Beschwerden des Kindes schnell gebessert und nach Abschluss der Rekonvaleszenzzeit vollständig verschwunden.

Ergebnisse: Intraoperativ findet sich ein druckgeschädigter Nerv. Eine pathologische Tenosynovitis liegt nicht vor. Zur Klärung der Ätiologie werden Teile der unspezifischen Tenosynovitis und des Retinaculums flexorum zur histopathologischen Beurteilung eingeschickt. Die histologische Aufarbeitung ergibt eine geringgradige chronische und fibrosierende Synovitis (Score:0+1+1=2) und keine Rheumagraulome. Das Retinaculums flexorum ergibt eine irreguläre Fibrose und Störungen der ligamentären Kollagentextur, aber kein Hinweis auf Blutungsreste, keine Speichererkrankung, keine Narbe.

In der Literatur werden <300 Fälle eines kindlichen Karpaltunnelsyndroms beschrieben. In der Mehrzahl der Fälle liegt eine Systemerkrankung oder eine hereditäre Disposition zugrunde. Häufig wird bei den Kindern ein atypisches klinisches Erscheinungsbild beschrieben.

Schlussfolgerung: Wir können von einem ungewöhnlichen Fall eines kindlichen Karpaltunnelsyndroms berichten. Ein kindliches, posttraumatisches CTS mit einem freien Intervall nach der unmittelbaren Unfallphase ist unseres Wissens noch nicht beschrieben. Trotz der beschriebenen histopathologischen Veränderungen bleibt die Ätiologie unklar.

Die operative Therapie konnte Beschwerdefreiheit erzielen.