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54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

10.10. - 12.10.2013, Düsseldorf

Die Behandlung der venösen Stauung der distal gestielten Arteria-interossea-posterior Lappenplastik

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Michael Schlageter - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Michael Sauerbier

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 54. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Düsseldorf, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgh16

doi: 10.3205/13dgh16, urn:nbn:de:0183-13dgh165

Veröffentlicht: 7. Oktober 2013

© 2013 Schlageter et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die distal gestielte Arteria-interossea-posterior Lappenplastik mit retrogradem Fluss wurde 1986 erstmals beschrieben von Zancolli et al. und gleichzeitig von Penteado, Masquelet und Chevrel.

Voraussetzung für die retrograde Perfusion des Lappens ist das Vorhandensein der distalen Anastomose zwischen den Arteriae interossea posterior und anterior in Höhe des distalen Radioulnargelenkes.

Methodik: Wir haben retrospektiv die Krankenblätter unserer 13 Patienten, bei denen wir in den letzten 10 Jahren (2003 bis 2013) eine Arteria-interossea-Lappenplastik vorgenommen haben, ausgewertet.

Ergebnisse: Operiert wurden 10 Männer und 3 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 46,5 Jahren (21 bis 74 Jahre). Gedeckt wurden 4-mal der distale Unterarm und das Handgelenk, 6-mal der Handrücken, 2-mal Fingergrundgelenke und 1-mal ein Daumengrundgliedstumpf.

Der Hebedefekt konnte 4-mal direkt verschlossen werden und 9-mal wurde er mit Spalthaut gedeckt.

Bei drei Patienten haben wir eine venöse Stauung durch eine mikrochirurgische Venenanastomose zwischen einer subkutanen Vene der Hautinsel und einer Vene im Defektrand erfolgreich behandelt. Die Lappen mit Venenanastomosen (supercharged flaps) heilten alle vollständig ein.

Wenn es möglich war, haben wir eine subkutane Vene in den Lappenstiel integriert, um für zusätzlichen Abfluss zu sorgen.

Bei 2 der 13 Patienten mit venöser Abflussbehinderung, bei denen keine Venenanastomose angelegt worden war, kam es infolge venöser Stauung zu distalen Teilnekrosen der Lappen von 1/4 bzw. 1/3.

Die Lappen bei den 3 Patienten, die älter als 70 Jahre alt waren, heilten ohne Durchblutungsstörungen ein.

Schlussfolgerung: Auch unsere Ergebnisse zeigen, dass die distal gestielte Arteria- interossea-posterior Lappenplastik, bei entsprechender Erfahrung des Operateurs, eine zuverlässige Methode zur Defektdeckung am distalen Unterarm und an der Hand darstellt. Es muss kein Hauptgefäß des Unterarmes geopfert werden und die Methode ist auch beim älteren Menschen anwendbar. Der Hebedefekt ist akzeptabel. Der Lappenstiel eignet sich auf Grund seines geringen Durchmessers zum Tunneln der Hautbrücke zwischen Defekt und Hebedefekt.

Ein möglicher Nachteil des Lappens stellt die retrograd durchströmte Vena interossea posterior dar.Hierdurch ist eine anatomisch bedingte venöse Abfluss-Störung möglich. Über das Problem der venösen Stauung berichteten auch Rab und Prommersberger 2008.

Wir sahen die Indikation zu diesem Lappen in 10 Jahren nur 13-mal. Unsere zahlenmäßig geringen Erfahrungen zeigen, dass die Stauung durch eine Anastomose zwischen einer Vene der Hautinsel und dem Defektrand, erfolgreich behandelt werden kann. Wenn der Operateur diese Überlegungen bei der Lappenhebung bereits berücksichtigt und eine nahtfähige Vene präpariert, ist der zeitliche Mehraufwand tolerabel.

Natürlich müssen auch mechanische Ursachen für eine Abfluss-Störung des Lappens wie ein Hämatom oder die Verdrehung oder die Abknickung des Lappenstieles erkannt und beseitigt werden.