Artikel
Quantifizierung feinmotorischer Leistungen bei peripheren Nervenläsionen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 9. Oktober 2012 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Feinmotorische Leistungen der Hand können durch unterschiedlichste Schädigungen herabgesetzt sein und zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen. Bisher werden für die Diagnostik feinmotorischer Störungen Bewegungsaufgaben genutzt, die meist nach rein qualitativen Kriterien ausgewertet werden. Quantifizierende und objektive Verfahren sind dabei eher selten.
Ziel der Forschung ist es, wesentliche Charakteristika feinmotorischer Leistungen u.a. bei peripheren Nervenläsionen unterschiedlichster Ursachen und Schweregrade zu erfassen.
Methodik: Die Untersuchungen wurden mit einem kabellosen, mittels Funksteuerung betriebenen Manipulandum durchgeführt (Abbildung 1 [Abb. 1]). Dieses ist mit Sensoren zur Messung von Fingerkräften, Querkräften und 3-dimensionalen Beschleunigungen ausgestattet und erlaubt die Datenakquisition mit einem Standard-PC. Die mit dem Manipulandum durchgeführte Testbatterie umfasste Aufgabenbereiche wie das Greifen und Heben des Messgerätes mit Variationen der Masse und der Oberfläche, die Bewegung des Testobjekts im Raum und die visuo-motorische Koordination. Für die Datenanalyse wurde u.a. die Software GF2011 verwendet.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass mit einer komprimierten Testbatterie, bestehend aus unterschiedlichen feinmotorischen Anforderungen, präzise und objektive Daten einer Feinmotorikstörung unterschiedlichen Ursprungs festgestellt werden können. Neben zusammenfassenden Leistungsmaßen liefern die Messungen Zeitverläufe von Bewegungsparametern, die eine individuelle Betrachtung der Ursachen einer verminderten Leistung ermöglichen. Exemplarisch zeigt die Abbildung 2 [Abb. 2] die Parameter Griffkraft (GF), Hebekraft (LF) und das Verhältnis zwischen GF und LF bei einem typischen Greif- und Hebevorgang eines gesunden Probanden mit unterschiedlichen Gewichten und Oberflächen. Die Abbildungen 2 [Abb. 2] und Abbildung 3 [Abb. 3] zeigen veränderte Griffkraftprofile bei zwei unterschiedlichen Patienten mit proximaler Radialisparese nach Humerustrümmerfraktur bzw. nach versorgter Durchtrennung des N.ulnaris und FDS IV und V. Auffälligkeiten zeigen sich hier v.a. in der aufgewendeten Griffkraft bei Objektmanipulation (Abbildung 3 [Abb. 3]) und in der Beeinträchtigung der Antizipation der Griffkraft an verschiedene Gewichte und Oberflächen (Abbildung 3 [Abb. 3], Abbildung 4 [Abb. 4]) .
Schlussfolgerung: Die Analysen feinmotorischer Kraftkontrolle liefern objektive, sensitive und präzise Informationen über das Ausmaß und die spezifischen Charakteristika einer Handfunktionsstörung. Zudem kann die Effektivität einer Behandlung überprüft und verschiedene Behandlungsmöglichkeiten verglichen werden. Feinmotorische Beeinträchtigungen bei weiteren Handfunktionsstörungen sollen in Zukunft untersucht werden.