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52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06.10. - 08.10.2011, Bonn

Schwerwiegende Handischämie mit gravierenden Fingernekrosen nach Feuerquallenstich

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Menedimos Geomelas - Klinikum „Ernst von Bergmann“, Plastische Chirurgie/Handchirurgie, Potsdam, Deutschland
  • Robert Grabs
  • Peter Mallinger
  • Peyman Bamdad
  • Sotiria Theodosiadi
  • Mojtaba Ghods

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Bonn, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgh54

doi: 10.3205/11dgh54, urn:nbn:de:0183-11dgh543

Veröffentlicht: 5. Oktober 2011

© 2011 Geomelas et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Fulminante Komplikationen nach Feuerquallenstichen, unter anderem auch Todesfälle, sind beschrieben worden. Durch die verschiedenen Mediatoren, die das Gift der Qualle enthält, kann es zu einem Gefäßspasmus mit thrombotischem Verschluß kommen.

Methodik: Eine 49-jährige Patientin wurde in Malaysia von einer Feuerqualle am linken proximalen Unterarm gestochen. Es kam nach zwei Tagen zu Schmerzen und lividen Verfärbungen distal an den Digiti I, II und III und zu Nekrosen an der Kontaktstelle. Die Pulse über die Art. radialis und brachialis waren nicht palpabel, dopplersonographisch jedoch detektierbar. Streptokinase, Antihistaminika und Antibiotika wurden verabreicht und die Patientin wurde vollheparinisiert. Vier Tage nach der Aufnahme traten vesikuläre Läsionen palmar an allen Fingern auf, die chirurgisch oberflächlich debridiert wurden. Nach Beendigung der thrombolytischen Therapie wurde die Patientin auf Antikoagulantien eingestellt (Warfarin). Es kam progredient zu lividen Verfärbungen und Nekrosen an allen Fingern der linken Hand.

Ergebnisse: Drei Wochen nach dem initialen Quallenkontakt nahmen wir die Patientin in unserer Klinik auf. Bei Aufnahme zeigten sich Nekrosen an den Mittel- und Endphalangen der Digiti II, III und IV und an den Endphalangen der Digiti I und V sowie Läsionen an der ganzen Hand. Alle Finger waren in vollständiger Streckstellung versteift. Eine diagnostische Angiographie zeigte Verschlüsse der Art. digitales palmares propriae et dorsales ab der Mitte der Grundphalangen an allen Fingern. Eine Therapie mit Prostavasin iv., Vollheparinisierung, ASS und Plavix per os wurde eingeleitet und eine intensivierte Physiotherapie unter Sympathikolyse durch Plexuskatheter an der Hand durchgeführt. Die Fingerrekonstruktion erfolgte in der ersten Phase durch eine Nekrektomie und Grenzzonenamputation sowie eine anschließende Behandlung mit okklusiver semipermeabler Folie. In der zweiten Phase erfolgte dann eine Deckung der Defekte mittels Spalthaut und Dermisersatz (Matriderm) an den Digiti IV und V und mittels Verschiebelappenplastik an dem Digitus III. Die restlichen Finger wurden weiter mit Folie behandelt. Das Ergebnis war für die Patientin zufriedenstellend.

Schlussfolgerung: Beim Eintrefen in unsere Klinik waren schon schwerste Schäden entstanden. Wir denken, dass die Patientin durch den Stich ein Kompartmentsyndrom der Hand entwickelt hat, was nicht rechtzeitig chirurgisch durch Fasziotomien entlastet wurde. Feuerquallenstiche können durch ihre Toxizität sehr ernsthafte Komplikationen hervorrufen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der Chirurgie, Angiologie und der interventionellen Radiologie sollte für ein besseres Outcome angestrebt werden.