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52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06.10. - 08.10.2011, Bonn

Neue Optionen in der Frühdiagnostik und Therapie der posttraumatischen Dystrophie der Hand

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Egmont Scola - Dietrich Bonhoeffer Klinikum, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Neubrandenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Bonn, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgh33

doi: 10.3205/11dgh33, urn:nbn:de:0183-11dgh333

Veröffentlicht: 5. Oktober 2011

© 2011 Scola.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Nach Gewebeschäden leiten Entzündungsprozesse die Heilungsvorgänge ein. Persistierende Schmerzen, Schwellungen und livide Hautveränderungen (trotz Physiotherapie) Wochen nach der Verletzung lassen eine Mangelernährung (Dystrophie) des Gewebes vermuten.

Methodik: Bei 21 Patienten (2006-2010) mit Dystrophiesyndrom der Hand 8-14 Wochen nach distaler Radiusfraktur konnte perfusionsszintigraphisch ein vermehrter Blutdurchfluss der verletzten Hand nachgewiesen werden: Die Durchblutungskurven zeigten eine deutliche Phasenverschiebung (2 bis 12 sec früherer Anstieg) und Amplitudendifferenz (40 bis 80 counts/sec höhere Werte). Die venöse Blutgasanalyse aus der V. cubitalis zeigte dagegen im Vergleich zur unverletzten Seite einen erhöhten Sauerstoffgehalt (20 bis 45 mmHg höhere Werte). Alle Patienten wurden mit Rheologika, Antiphlogistika, Antioxydantien und Neurotropika sowie Analgetika therapiert. Zusätzlich erfolgte eine intensive Physiotherapie inklusive manueller Lymphdrainage und Ergotherapie. Die stationäre Behandlung dauerte 3 Wochen.

Ergebnisse: Die Endkontrollen der venösen Blutgasanalyse zeigten eine deutliche Besserung der Sauerstoffnutzung (Differenz zur Gegenseite 0 bis 8 mmHg). Auch die klinischen Symptome der Dystrophie waren rückläufig, der Faustschluss und die Funktionsgriffe der Hand waren am Ende der Behandlung uneingeschränkt.

Schlussfolgerung: Ein posttraumatisches Dystrophiesyndrom der Hand nach distaler Radiusfraktur mit szintigraphisch erhötem Blutdurchfluss und vermehrtem venösen Sauerstoffgehalt ist nur mit arterio-venösen Shunts zu erklären. Bei vermindertem peripheren Widerstand (durch Umgehung der Kapillaren über a-v Shunts) wird ein vermehrter Blutdurchfluss erreicht ohne Abgabe des Sauerstoffs in das Gewebe. Die Folge ist eine Gewebehypoxie, die die Symptome der Dystrophie verursacht. Persistiert dieser Zustand, droht dem Gewebe die irreversible Atrophie mit Funktionsverlust (z.B. M. Sudeck). Der therapeutische Ansatz liegt in einer Verbesserung der Mikrozirkulation mittels Rheologika, wobei die venöse Blutgasanalyse einen direkten Parameter zum Behandlungserfolg darstellt. Die Physiotherapie hat neben anderen Medikamenten eine wichtige Bedeutung in der Therapie.