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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Tuberkuloseerkrankung der Hand

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Rüdiger Spicher - Roland-Klinik Bremen, Zentrum für Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • Hans-Joachim Bauer
  • Mathias Krüger-Sayn

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh69

doi: 10.3205/10dgh69, urn:nbn:de:0183-10dgh695

Veröffentlicht: 16. September 2010

© 2010 Spicher et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Mit welcher Inzidenz ist auch im Bereich der Hand mit einer Tuberkuloseerkrankung in Deutschland zu rechnen? Welche Patienten zählen zu den Risikogruppen, bei denen eine Tuberkulose differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden sollte?

Methodik: Anhand recherchierter Zahlen von WHO und Robert-Koch-Institut wird die aktuelle Entwicklung der Tuberkulosezahlen dargelegt, die Relevanz des Themas durch zwei klinische Fallbeispiele aus dem Alltag der Handchirurgischen Sprechstunde untermauert.

Ergebnisse: Tuberkulose ist zusammen mit HIV und Malaria die häufigste Infektionserkrankung des Menschen. Ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als infiziert. Aufgrund der Immunkompetenz entwickeln nur 5–10% der Infizierten im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Tbc. Die Zahl der Neuerkrankungen beträgt dennoch weltweit neun Millionen pro Jahr, davon versterben ca. 1,7 Millionen. In Deutschland ist die Zahl der meldepflichtigen Neuerkrankungen entgegen mancher Falschdarstellung insgesamt rückläufig. So wurden in Deutschland im Jahr 2006 noch 5382 Neuerkrankungen registriert, im Jahr 2008 nur noch 4543 Fälle. Das entspricht einer gesunkenen Inzidenz von 6,5 auf 5,5 Neuerkrankungen pro 100000 . Zu den Risikogruppen in Deutschland zählen neben Kontaktpersonen ansteckungsfähiger Erkrankter weiterhin Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge, Aussiedler, HIV-Positive, Drogenabhängige, Obdachlose und Gefängnisinsassen.

Zwar kommt es bei 80% der Erkrankungen zu einer pulmonalen Manifestation, prinzipiell kann jedoch jedes Organ befallen werden, sodass ein vielgestaltiges Erscheinungsbild möglich wird. So besteht in 1,6% der Fälle ein Befall von Knochen und Gelenken, in weiteren 0,4% liegt eine disseminierte Streuung vor.Bei entzündlichen Tumoren, insbesondere von Angehörigen oben genannter Risikogruppen, sollte die Möglichkeit einer Tuberkulose differentialdiagnostisch bedacht und im Verdachtsfall durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden, um bei positivem Befund eine tuberkulostatische Therapie (immer Mehrfachmedikation) einleiten zu können.

Wir berichten über zwei Patienten, welche Tuberkulosemanifestationen an der Hand aufwiesen und operativer Behandlung bedurften.

Schlussfolgerung: Ein Drittel der Weltbevölkerung gilt als tuberkuloseinfiziert, davon entwickeln 5–10% im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Tbc. Zwar finden sich bei 80% der Betroffenen pulmonale Manifestationen, in 1,6% der Fälle liegen jedoch Beteiligungen von Knochen und Gelenken vor. Insbesondere bei entzündlichen Tumoren von Zugehörigen bestimmter Risikogruppen ist an die Möglichkeit einer Tuberkulose auch im Handchirurgischen Patientenkollektiv zu denken und gegebenenfalls weiter abzuklären.