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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Der „Wide Awake Approach“ in der Handchirurgie – ein sicheres, komfortables und effizientes Anästhesieverfahren ohne Blutleere

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Wolfgang Koegst - MTK Kliniken Krankenhaus Bad Soden, Plastische-, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie, Bad Soden, Deutschland
  • Michael Sauerbier
  • Olaf Wölfle
  • Konrad Thoele

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh58

doi: 10.3205/10dgh58, urn:nbn:de:0183-10dgh588

Veröffentlicht: 16. September 2010

© 2010 Koegst et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Lange Zeit galt es als kontraindiziert in der Handchirurgie Lokalanästhetikum kombiniert mit Adrenalinzusatz anzuwenden, da diverse Komplikationen befürchtet wurden.

Mittlerweile setzt sich insbesondere bei ambulant zu operierenden Patienten der sog. „Wide Awake Approach“, d.h. das Operieren ohne Blutleere aber mit Lokalanästhetikum und Adrenalinzusatz immer mehr durch.

Ziel unserer Untersuchung war es bei einem ausgewählten Patientengut Lebensqualität bzw. perioperativen Komfort und postoperatives Befinden nach Einsatz des „Wide Awake Approach“ zu evaluieren.

Methodik: Innerhalb von 12 Monaten erfolgten bei elektiven Handeingriffen in unserer Klinik bei 3 Krankheitsbildern (Karpaltunnelsyndrom, Tendovaginosis stenosans de Quervain, Tendovaginosis stenosans) insgesamt 151 Operationen unter Lokalanästhesie im sog. „Wide Awake Approach“.

Bei Karpaltunnelsyndrom waren dies 82 Patienten, bei TVS de Quervain 12 Patienten und bei TVS 57 Patienten. Insgesamt erfolgten in diesem Zeitraum 39% der entsprechenden Operationen unter Anwendung des beschriebenen Verfahrens.

Beim „Wide Awake Approach“ erfolgt eine Infiltrationsanästhesie des Operationsgebietes mit Lidocain 1% mit Adrenalinzusatz 1:100000 (bei Karpaltunnelsyndrom zusätzlich Medianusblock). Nach Einwirkzeit von 40–60 Minuten kann die geplante Operation durch die adrenalininduzierte Vasokonstriktion bei deutlich reduzierter Blutungsneigung in der Regel ohne Anlage einer Oberarmblutleere/-sperre durchgeführt werden. Subjektiv zeigen sich ohne erhöhte Komplikationsrate verbesserte Operationsbedingungen sowie eine erhöhte Patientenzufriedenheit.

Die Untersuchung basierte auf einer standardisierten, schriftlichen Befragung der Patienten zu Schmerzwahrnehmung bei Injektion des Lokalanästhetikums, Operation und während des postoperativen Verlaufs. Weiter wurden die Vorerfahrungen der Patienten mit anderen Anästhesieverfahren eruiert. Ebenso wurde nach postoperativ aufgetretenen Komplikationen geforscht.

Ergebnisse: In der Auswertung der Ergebnisse zeigt sich unter Verwendung des „Wide Awake Approach“ ein sehr hoher Zufriedenheitsgrad mit dem gewählten Anästhesieverfahren. Auf die Anwendung einer Oberarmblutsperre konnte in nahezu allen Fällen verzichtet werden.

Eine erhöhte Komplikationsrate durch Verwendung des vasoaktiven Adrenalins konnte nicht nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Die lokale Anwendung von Adrenalin zur Vasokonstriktion ist bei handchirurgischen Eingriffen ohne Probleme möglich.

Der „Wide Awake Approach“ ist eine sichere, für den Patienten komfortable Anästhesieform. Gegen eine breitere Anwendung (Notfalleingriffe, Sehnentransfer u.a.) gibt es keine offensichtlichen Einwände.