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Die Anatomie der Dupuytrenkrankheit oder Struktur, Funktion und Pathologie der palmaren Hand- und Fingerweichteile
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Veröffentlicht: | 16. September 2010 |
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Die Dupuytrenkrankheit wird heute als Bindegewebstumor im palmaren Weichgewebe verstanden. Das tradierte Prozessverständnis aber orientiert sich weiterhin am Sehnenbild einer Contractio digitorum. Der Schlüssel zu einem plausiblen pathogenetischen Verständnis kann nur im strukturellen und funktionellen Gewebemix gesucht werden, den die Fibromatose im Unterhautgewebe initiiert. Vernon Luck hat vor über 50 Jahren das reaktive Zusammenspiel von proliferativem Knotengewebe und Aponeurose in den Fokus seiner Prozessthese gestellt. Das vorgetragene Konzept wird als Fortschreibung der Luck’schen Konzeption verstanden. Das palmare Weichgewebe aus Haut, Hautfesseln und eingeschlossenem Fett, das der Palmaraponeurose bzw. den Ringbändern aufsitzt, bildet einen Geweberaum, der über dem Fingerskelett erheblichen Längen und Formänderungen ausgesetzt ist. Stationäre Gewebsareale finden sich nur in der Tellergrube über der Aponeurose und in den Fingerbeeren. Das Weichgewebe über dem Fingerskelett wird bei Fingerbeugung zusammengeschoben und aufgefaltet bzw. bei Fingerstreckung auseinandergezogen und entfaltet. Die komplexe Faserstruktur der Hautfesseln, die eine derartige spannungs- und zugfreie Gewebeflexibilität erlaubt, wird aufgezeigt. Da sich die Finger bei Arbeit wie in Ruhe vorwiegend in Beugeposition befinden, stellt das zusammengeschobene, aufgefaltete Gewebe die dominante Gewebeformation dar. Die fibromatotische Bindegewebswucherung besetzt das Subkutangewebe in seiner dominanten Beugeformation. Dieser Aspekt ist bislang zu wenig beachtet worden. Das die Hautfesseln trennende Fettgewebe wird verdrängt. Es kommt zu einem Konglomerat aus Proliferat, eingeschlossenen Hautfesseln und anhängenden Strukturen der Bodenplatte. Dieser Gewebekomplex wird bei Fingerstreckung einer Zugbelastung ausgesetzt, die ganz entscheidenden Anteil an der Morpho- und Histogenese des Dupuytrengewebes hat.Die Fibromatose friert gleichsam die Beugeformation der Fingerweichteile ein. Damit aber können die gebeugten Finger nicht mehr frei gestreckt werden. Das 400 Jahre alte Bild einer Contractio digitorum, wird hinfällig. Die Transformation der Fibroblasten zu Myofibroblasten kann mit der aufkommenden Zugbelastung ebenso erklärt werden wie die tendiniforme Ausrichtung des Konglomeratgewebes, die reaktive Hypertrophie der anhängenden Faserstrukturen und die so häufige Dystopie der Fingernerven. Auf diese krankheitstypischen Befunde wird anhand klinischer und anatomischer Situsbilder detailiert eingegangen. Die sich aus dem Konzept ergebenden therapeutischen Aspekte werden aufgezeigt.