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50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08.10.- 10.10.2009, Tübingen

Schwere Handinfektionen – Ist die chirurgische Radikalität entscheidend?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Tim Lögters - Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Düsseldorf, Deutschland
  • Mosshen Hakimi
  • Robert Kaufmann
  • Joachim Windolf
  • Michael Schädel-Höpfner

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Tübingen, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgh01

doi: 10.3205/09dgh01, urn:nbn:de:0183-09dgh014

Veröffentlicht: 5. Oktober 2009

© 2009 Lögters et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Infektionen an der Hand sind durch die Gefahr einer schnellen und weitreichenden Ausbreitung gekennzeichnet. Es drohen schwerwiegende und komplikationsträchtige Verläufe mit Verlust der Handfunktion. Bei konsequenter Umsetzung des Konzepts der frühen und radikalen handchirurgischen Intervention wird grundsätzlich die einmalige Revision als ausreichend zur Infektsanierung angesehen. Anhand vorliegender Studie an einem handchirurgischen Zentrum wurden die Ergebnisse dieses Konzepts evaluiert.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 50 Patienten (44±18 Jahre), die innerhalb eines Zeitraums von 1,5 Jahren in unserer Klinik aufgrund einer schweren Infektion an der Hand operativ behandelt wurden, erfasst und die individuellen Verläufe dokumentiert. Es wurde der Einfluss definierter patientenbezogener Variablen (Infektursache, Keimnachweis, Vorbehandlung, Begleiterkrankungen, C-reaktives Protein) auf den Krankheitsverlauf untersucht.

Ergebnisse: Während des stationären Aufenthaltes (19,3±19,2 Tage) wurden pro Patient durchschnittlich 4,4±4,4 (range: 1–12) Operationen durchgeführt. Bei 22 der 50 Patienten (Gruppe A) waren ein bis zwei Operationen, bei 28 Patienten (Gruppe B) waren mehr als zwei operative Eingriffe notwendig. Bei Patienten der Gruppe B war signifikant häufiger (p<0,05) als bei denen der Gruppe A keine Ursache der Infektion eruierbar. Ein Keimnachweis gelang nur in 48 % der Fälle. Bei Infektionen nach einer Bissverletzung wurden sehr selten (4 von 18) und im positiven Fall ausschließlich Keime der Spezies Pasteurella multocida nachgewiesen. Patienten mit einer Handinfektion ohne bekannte Ursache oder einem Lebensalter über 60 Jahre hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für einen protrahierten Verlauf (p<0,05). Eine auswärtige (antibiotische) Vorbehandlung, präexistente Begleiterkrankungen oder eine Erhöhung der laborchemischen Entzündungsparameter hatten keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf (p > 0,05).

Schlussfolgerung: Trotz konsequenter und adäquater Umsetzung des Konzepts des frühzeitigen und radikalen chirurgischen Debridements zur Therapie von Infektionen an der Hand sind bei schweren Handinfektionen häufig weitere Operationen zur Sanierung notwendig. Insbesondere bei älteren Patienten und bei unbekannter Infektionsursache ist ein prolongierter Verlauf zu erwarten.