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Körperbild und Kontrollüberzeugungen bei anorektischen und bulimischen Patientinnen im akuten Zustand und nach Remission
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Veröffentlicht: | 17. März 2014 |
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Hintergrund: Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist häufig und ein gestörtes Körperbild spielt bei der Entstehung der Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) eine wichtige Rolle. Für die BN konnte gezeigt werden, dass die körperliche Unzufriedenheit und die Überbewertung von Figur und Gewicht Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung der klinischen Symptomatik darstellen. Die Störung des Körperbildes ist ein besonders resistentes Phänomen. Die Ursachen hierfür sind unbekannt. Ziel dieser Studie ist es, das Körperbild und Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen bei AN und BN im akuten Zustand und nach Remission zu untersuchen.
Methoden: Bei weiblichen Patientinnen mit AN im akuten (n=15, 19,7±4,6 Jahre, BMI=16,5±1,3) und remittierten Zustand (n=20, 23,6±3,2 Jahre, BMI= 21,4±2,9 , Remission 6,0±2,6 Jahre), mit BN im akuten (n=14, 20,5±3,6 Jahre, BMI=20,8±1,5) und remittierten Zustand (n=11, 23,5±2,3 Jahre, BMI=22,3±2,2, Remission 4,4±3,7 Jahre), Adipositas (n=9, 26,1±2,3 Jahre, BMI=30,7±4,0) und gesunden Kontrollen (n=13, 25,8±3,7 Jahre, BMI=21,0±2,0) wurden testpsychologische Untersuchungen durchgeführt (ASR, EDI-2, SIAB, TCI, FKKS, FKK).
Ergebnisse: Im akuten Krankheitszustand der AN und BN sind typischerweise das Schlankheitsstreben und die Unzufriedenheit mit dem Körper signifikant verändert (p<0,01 und 0,001). Bei beiden Störungen zeigt sich eine Verminderung der Selbstakzetanz des Körpers (p<0,05 und 0,001), bei AN sind ausserdem die Sexualität (p<0,05) und bei BN Aspekte der körperlichen Erscheinung (p<0,01) und das körperliche Befinden (p<0,05) verändert. Nach Remission sind weiterhin das Schlankheitsstreben (p<0,01), die Unzufriedenheit mit dem Körper (p<0,001) erhöht und bei AN auch die Selbstakzeptanz des Körpers (p<0,05) vermindert. Patienten mit AN vertreten eigene Interessen wenig erfolgreich und erleben persönliche Handlungen als wenig effektiv auch nach Remission (p<0,05). Patienten mit BN haben niedrige Kompetenzerwartungen an sich (p<0,05) und fühlen sich durch Andere (p<0,05) und auch unkontrollierbare Faktoren (p<0,05) beeinflusst.
Schlussfolgerung: Auch nach Remission klinischer Symptome der Essstörungen (BMI, Ess- und Brechverhalten, Regelblutung) bestehen bei AN und BN eine ausgeprägte Störung des Körperbildes. Die Störung des Körperbildes wird von Beeinträchtigungen von Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen begleitet (bei AN internalisierend und bei BN externalisierend). Wir stellen die Hypothese auf, dass Kontrollüberzeugungen einen aufrechterhaltenden Faktor für ein gestörtes Körperbild darstellen.