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Essstörungen und Suchterkrankungen. Ein integrierter Behandlungsansatz
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Veröffentlicht: | 17. März 2014 |
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Hintergrund: Die Prävalenzraten von substanzbezogenen Problemen bei Essstörungen, insbesondere bei bulimischen Essstörungen sind hoch. Die Kombination beider Störungsbilder gilt als besonders gefährlich. Sowohl die Morbiditäts- als Mortalitätsrate ist bei dieser Subgruppe von Essstörungen am höchsten und die Prognose bezüglich des Behandlungserfolges ungünstig. Mit den neuen S3 Leitlinien (2010) liegen erstmals Empfehlungen zur gleichzeitigen Behandlung beider Störungsbilder vor, sofern Behandlungseinrichtungen über entsprechende Erfahrungen verfügen. Erfahrungen/Daten zu einer integrierten Behandlung liegen bisher nicht vor. Die vorgestellte Studie geht der Frage nach, ob sich Patientinnen mit Essstörungen (Anorexie und Bulimie) mit komorbider Suchterkrankung von solchen ohne Suchterkrankung im Verlauf unterscheiden.
Methoden: In einer Rehaklinik für Sucht und Psychosomatik wurden alle PatientInnen mittels einer umfangreichen Eingangs- und Abschlussdiagnostik (u. a. klinisches Interview, BDI, SCL90, FEV, EDE-Q; FFB, AUDIT) u.a. bezüglich des Vorliegens der Sucht-, der Essstörungsdiagnosen als auch der allgemeinen Psychopathologie untersucht und entweder einer integrierten Sucht-Essstörungsbehandlung oder der singulären Essstörungsbehandlung zugeführt. Die vorgestellte Studie geht der Frage nach, ob sich Essstörungen mit zusätzlicher Suchterkrankung (N = 166) von Essstörungen ohne Suchterkrankung (N = 179) bezüglich ihrer Verläufe und Behandlungsergebnis- se unterscheiden. Es wurden die Daten mehrerer Jahrgänge konsekutiv aufgenommener Patientinnen mit anorektischen (N= 47) und bulimischen Essstörungen (N= 119) mit komorbider Suchterkrankung sowie von anorektischen (N = 82) und bulimischen Essstörungen (N = 97) ohne komorbide Suchterkrankung ausgewertet, um Hinweise für eine genauere Charakterisierung der Stichprobe hinsichtlich des Essstörungssubtyps, der Art des Suchtmittels, der Reihenfolge der Erkrankung, der differentiellen Behandlungseffekte und somit auch der Plausibilität des gewählten Behandlungsansatzes zu erhalten.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass es sich bei beiden Gruppen um mulitimorbide PatientInnen mit durchschnittlich zwei weiteren F Diagnosen handelt. Das Durchschnittsalter liegt bei 37,67 Jahren mit Sucht und bei 34,44 Jahren ohne Sucht. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer liegt bei 16,81 Jahren mit komorbider Sucht und bei 10,20 Jahren ohne Sucht. Es liegt eine Dominanz der bulimischen Essstörungen mit komorbider Suchterkrankung vor. Es zeigen sich gute Veränderungen bezüglich der allgemeinen Psychopathologie (SCL), der Depressivität (BDI) und auch bezüglich der Gewichtsveränderungen. Weitere Ergebnisse werden auf dem Kongress vorgestellt und diskutiert.