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Nicht-normatives Essverhalten bei extrem adipösen präbariatrischen Patienten: Charakterisierung der Binge-Eating-Störung und des Night Eating Syndroms
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Veröffentlicht: | 17. März 2014 |
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Hintergrund: In bisherigen Studien berichtete ein substantieller Anteil der präbariatrischen Patienten nicht-normatives Essverhalten, zudem erwiesen sich postoperativ spezifische Formen dieses Essverhaltens (v.a. Loss of Control Eating) als bedeutsam für die Gewichtsreduktion und -erhaltung. Überdies besteht jedoch Forschungsbedarf zu weiteren Formen nicht-normativen Essverhaltens und deren assoziierten Faktoren. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, bei präbariatrischen Patienten die Prävalenz der Binge-Eating-Störung (BES) und des Night Eating Syndroms (NES) nach DSM-5 sowie deren Assoziationen mit weiteren nicht-normativen Essverhaltensweisen und der Essstörungspsychopathologie zu untersuchen. Eine umfassende Erhebung des Essverhaltens erfolgte im Rahmen eines nationalen, multizentrischen Registers zur längsschnittlichen Erfassung psychosozialer Faktoren in der Adipositaschirurgie (Psychosoziales Register der Adipositaschirurgie – PRAC).
Methoden: In einer konsekutiven Stichprobe bariatrischer Patienten wurden querschnittlich zum präoperativen Messzeitpunkt mittels eines klinischen Interviews und Selbstbeurteilungsfragebögen das nicht-normative Essverhalten sowie die Essstörungspsychopathologie erfasst.
Ergebnisse: Die Diagnose einer BES erfüllten 11,3% der eingeschlossenen N = 225 präbariatrischen Patienten, während 14,4% objektive und 9,3% subjektive Essanfälle berichteten. Die Prävalenz des NES lag bei 14,4%. Im Vergleich mit Patienten ohne Essstörungssymptome wiesen Patienten mit BES oder NES erhöhte Werte im Emotionalen Essen und im Essen in Abwesenheit von Hunger auf. Differentielle Effekte zwischen BES und NES zeigten sich hinsichtlich der Essstörungspsychopathologie sowie der Symptome einer Nahrungsmittelabhängigkeit i.S. einer höheren Ausprägung bei Patienten mit BES.
Schlussfolgerung: Ein bedeutsamer Anteil der präbariatrischen Patienten erfüllt die Kriterien einer BES oder eines NES, welche zudem Zusammenhänge mit weiteren nicht-normativen Essverhaltensweisen und der Essstörungspsychopathologie zeigen. Längsschnittliche Analysen der untersuchten Faktoren in ihrem Zusammenhang zum postbariatrischen Gewichtsverlauf sind geplant.