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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Zusammenhang von exekutiven Funktionen mit Gewichtsstatus und Essstilen im Grundschulalter

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess042

doi: 10.3205/14dgess042, urn:nbn:de:0183-14dgess0427

Veröffentlicht: 17. März 2014

© 2014 Groppe et al.
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Hintergrund: Selbstregulation wird durch exekutive Funktionen (EF) ermöglicht, die die Kontrolle von Verhalten, Gedanken und Emotionen steuern. EF lassen sich auf drei basale Prozesse zurückführen: inhibitorische Kontrolle, kognitive Flexibilität und Arbeitsgedächtnis. Darüberhinaus werden ‚kalte‘ kognitive und ‚heiße‘ affektive Aspekte der EF unterschieden. Als neurologische Basis der EF gilt der präfrontale Cortex (PFC), welcher auch eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Essverhalten spielt. Darüberhinaus zeigen übergewichtige oder essgestörte Patienten diverse Einschränkungen in heißen und kalten EF. Allerdings existieren bisher kaum Studien zu Zusammenhängen von EF und Essstilen in nicht klinischen Populationen, sowie in Kindern. Ziel der vorliegenden Studien war es, quer- und längsschnittliche Zusammenhänge zwischen heißen und kalten EF und spezifischen Essstilen, die ein Risikofaktor für späteres Übergewicht darstellen, zu untersuchen.

Methoden: Zu zwei Messzeitpunkten im Abstand von einem Jahr wurden kalte EF (Inhibition, Flexibilität, Arbeitsgedächtnis) und heiße EF (emotionale Entscheidungsfindung, Belohnungsaufschub) an einer Stichprobe von 1650 Grundschulkindern (6-10 Jahre) mithilfe experimenteller Methoden erfasst. Das Essverhalten der Kinder wurde zum größten Teil über das Elternurteil erhoben. Desweiteren wurde der Body Mass Index (BMI) der Kinder bestimmt.

Ergebnisse: Querschnittliche Analysen des ersten Messzeitpunkts zeigen, dass geringe Leistungen in ‚kalten‘ EF einhergehen mit einer höheren Ausprägung in drei von sechs erfassten Essstilen in Mädchen: Essensresponsivität, Verlangen nach Trinken und restriktives Essverhalten, sowie einem höheren BMI. Zudem war eine bessere Fähigkeit zum Belohnungsaufschub mit einer leicht höheren Ausprägung des emotionalen Essverhaltens assoziiert. Die Aufgabe zur emotionalen Entscheidungsfindung hingegen zeigte keine Zusammenhänge zum Essverhalten der Kinder. Bei den Jungen zeigten sich keine Zusammenhänge zwischen EF und Essverhalten. Vorläufige längsschnittliche Analysen deuten ähnliche Zusammenhänge an. Hierzu wird ein latentes Strukturgleichungsmodell präsentiert, das Aussagen über die Richtung der Effekte erlaubt.

Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass bereits in der mittleren Kindheit unterschiedliche Komponenten von EF eine Rolle für spezifische Essstile spielen, die mit einem höheren BMI einhergehen. Ergebnisse und Implikationen für die Entstehung und Prävention von Übergewicht und Adipositas werden diskutiert.