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Vergleich von Patienten/innen vor und nach Adipositaschirurgie hinsichtlich kognitiver Funktionen und psychopathologischer Variablen
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Veröffentlicht: | 17. März 2014 |
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Hintergrund: Bisherige Studien haben gezeigt, dass Adipositas mit dysfunktionalen Exekutivfunktionen sowie erhöhter Impulsivität und Psychopathologie einhergeht. Es wurde untersucht, inwieweit sich adipöse Patienten/innen präbariatrisch hinsichtlich dieser Variablen von Menschen mit signifikantem Gewichtsverlust nach Adipositaschirurgie (Roux-en-Y-Magenbypass) unterscheiden.
Methoden: 50 prä- und 50 postbariatrische Patienten/innen (Geschlecht: 86% weiblich; Alter: MW 42.2, SD 10.5, Range 20-63), parallelisiert nach Geschlecht, Alter, Bildungsstand und präbariatrischem BMI, wurden in die Studie eingeschlossen. Es wurden eine neuropsychologische Untersuchung mit fünf kognitiven Leistungstests (Corsi Block-Tapping Test, Trail-Making-Test B, Iowa Gambling Task, Stroop-Test, Turm von Hanoi) in Form einer computerisierten Testbatterie und ein strukturiertes Interview zu Impulskontrollstörungen (SKID-IKS) durchgeführt. Zudem wurden Selbsterhebungsinstrumente zur Erfassung von Essstörungssymptomen (EDE-Q), depressiven Symptomen (PHQ-9), Emotionsregulation (ERQ), Selbstkontrolle (ATQ-EC), Ängstlichkeit und Impulsivität (BIS/BAS) und ADHS (WURSK-k, CAARS-S:S) eingesetzt.
Ergebnisse: Die postbariatrischen Patienten/innen wurden 9-28 Monate (MW 14.4) nach Magenbypass-OP und mit einem mittleren Excess Weight Loss von 75,9% getestet. In der neurokognitiven Performanz zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die präbariatrische Gruppe wies signifikant höhere depressive und Essstörungssymptome, einschl. subjektiver und objektiver Essanfälle, als die postbariatrische Gruppe auf. Letztere zeigte höhere ADHS-Werte, eine höhere Anzahl an Impulskontrollstörungen und eine erhöhte Trait-Impulsivität sowie höhere Werte auf der ERQ-Subskala „Unterdrücken von Emotionen“ und eine höhere Ausprägung willentlicher Kontrolle.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine signifikante Gewichtsreduzierung bei Menschen mit Adipositas mit der Veränderung psychologischer Aspekte einhergeht, was sich jedoch nicht unbedingt in einer besseren neurokognitiven Testperformanz abbildet. Die klinische Relevanz der Befunde sowie weitere Forschungsperspektiven und die Notwendigkeit longitudinaler Studien werden diskutiert.