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Anorexia nervosa und Gewichtsangst – ist eine sinnvolle Untergruppenbildung möglich?
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Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
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Veröffentlicht mit Erratum: | 21. Februar 2012 |
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Hintergrund: Die bei einer Unterguppe nachweisbaren Ängste anorektischer Patientinnen stehen häufig einer therapeutisch indizierten Gewichtszunahme hindernd gegenüber. Insbesondere die gewichtsassoziierte Angst ist häufig nur schwer abgrenzbar von essstörungsspezifischen Wahrnehmungsstörungen und hiermit verbundenem krankheitsassoziiertem abweichendem Denken. Während sich tägliche Erhebungen der Befindlichkeit von Patienten im klinischen Alltag als machbar und Erfolg versprechend erwiesen haben, lagen bisher keine äquivalenten Befunde zur Gewichtsangst vor.
Methodik: Eingeschlossen in die Untersuchung wurden ursprünglich 25 Patientinnen im Alter von 15,2 (SD=1,7; range 12–18 Jahre) Jahren, welche sich aufgrund einer Anorexia nervosa in stationärer Behandlung befanden. Der Fokus der hier dargestellten Auswertungen über 23 Patientinnen lag auf der Erfassung der Gewichtsangst, welche im Rahmen einer umfassenderen Untersuchung – analog zur allgemeinen Befindlichkeit – zweimal täglich einem subjektiven Rating unterzogen wurde. Zudem kamen neben dem EDI 2 (Eating Disorder Inventory), dem YSR (Youth Self Report) zum allgemeinen Screening sowie zur weiteren Objektivierung der Essstörung zur Erfassung der affektiven Befindlichkeit der BDI (Becks Depression Inventory), die TAS 26 (Toronto Alexithymia Scale), die Anorexie-Angst-Skala (AAS), das SPAI-K (Sozialphobie und -angstinventar für Kinder) sowie der STAI (State-Trait-Anxiety-Inventory) zum Einsatz.
Ergebnisse: Unter dem Aspekt der Intensität der Gewichtsangst konnten drei Gruppen aus den 23 Patientinnen gebildet werden. Diskriminanzanalysen verschiedener unabhängiger Variablen zeigten, dass vor allem der BMI, sowie die Ergebnisse des STAI und SPAIK offenbar weniger zur Erklärung der Gruppen geeignet sind, während sich signifikante Unterschiede in Bezug auf spezifische weitere ermittelte Einzelvariablen ergaben. Darüber hinaus war – ohne Berücksichtigung der Gruppierung – die Gewichtsangst abends signifikant größer als morgens.
Diskussion: Die Ergebnisse werden verdeutlichend anhand exemplarischer Einzelfalldarstellungen präsentiert und im Rahmen eines übergeordneten Zusammenhanges diskutiert.
Literatur
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- Schulze UM, Calame S, Keller F, Mehler-Wex C. Trait anxiety in children and adolescents with anorexia nervosa. Eat Weight Disord. 2009;14(2-3):e163-8.
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- Schulze UME, Keller F. Entwicklung eines Fragebogens zur gewichtsassoziierten Angst bei der Anorexia nervosa. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. 2009;37(3):195-202
- 3.
- Keller F, Konopka L, Fegert JM, Naumann A. Prozessaspekte der Zufriedenheit von Jugendlichen in stationär-psychiatrischer Behandlung. Nervenheilkunde. 2003;22:40-6.