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Vergleich des stationären Therapieerfolgs im jüngeren und mittleren Erwachsenenalter bei Anorexia nervosa
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Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
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Hintergrund: Es gibt wenige Studien über Anorexia Nervosa (AN) im mittleren Erwachsenenalter. Studien zum Körperbild und Essstörungen in dieser weisen inkonsistente Befunde auf. Vergleiche zwischen jungen heranwachsenden (JE,18–25 Jahre) Frauen und Frauen im mittleren Erwachsenenalter (ME, 40–60 Jahre) mit AN fehlen. In dieser Studie wurde der Therapieerfolg einer stationären Psychotherapie in einer verhaltensmedizinischen Klinik zwischen den Altersgruppen verglichen.
Methodik: Die Stichprobe bestand aus 471 Frauen mit Hauptdiagnose einer AN nach ICD-10, (JE=396; ME=75). Outcome – Maße des Therapieerfolgs bildeten die Veränderung des Body Mass Index (BMI) und die Veränderung des Strukturierten Interviews für Anorektische und Bulimische Essstörungen (SIAB-S), die Selbsteinschätzung der Patientinnen über die Verbesserung des allgemeinen und seelischen Befindens und die Einschätzung des Therapeuten hinsichtlich des Globalen Schweregrads der Erkrankung am Ende der Therapie (GS). Mit einer multifaktorielle Kovarianzanalyse (MANCOVA) und einer schrittweisen Multiplen Regression wurde der Einfluss der Altersgruppe auf den Therapieerfolg untersucht.
Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Gruppenunterschied in der Einschätzung des Therapeuten des GS, jedoch nicht in BMI und SIAB-S. In einer multiplen Regressionsanalyse konnte der prädiktive Einfluss der Altersgruppe, des BMI bei Aufnahme und anderer Variablen auf den GS gezeigt werden.
Diskussion: Die Patientengruppen unterschieden sich nicht in den untersuchten essstörungsbezogenen Maßen. Die oft geäußerte Einschätzung, dass ältere Patientinnen mit Essstörungen im Vergleich zu jüngeren Patientinnen von einer Psychotherapie weniger stark profitieren würde, wurde in dieser Studie nicht bestätigt. Die Therapeuten stuften jedoch die älteren Patientinnen trotz fehlender psychometrischer Unterschiede zum Therapieende schwerer erkrankt ein. Mögliche Einflüsse auf die Therapeutenurteile werden diskutiert und bedürfen weiterer Forschung.