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Erfassung der Körperwahrnehmung bei Jugendlichen zur Früherkennung von Essstörungen
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Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
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Hintergrund: Die Körperbildstörung ist sowohl ein Diagnosekriterium, als auch ein Kardinalsymptom der Essstörung [1]. Nach derzeitigem Forschungsstand ist von einem multidimensionalen Model der Körperbildstörung auszugehen [2]. Es lassen sich eine perzeptive, eine kognitiv-affektive und eine verhaltensbezogene Komponente unterscheiden. Während die Zusammenhänge dieser drei Komponenten für klinische Stichproben bereits umfangreich untersucht wurden, stellt sich die Frage inwieweit sich auch schon subklinisch Zusammenhänge abzeichnen. Diese Frage erscheint auch im Hinblick auf zukünftige Früherkennungsmaßnahmen und die Prävention von Essstörungen relevant.
Ziel der vorliegenden Untersuchung soll sein, mögliche Zusammenhänge zwischen Körperwahrnehmung (perzeptive Komponente) und körper- und gewichtbezogenen Ängsten (kognitiv-affektive Komponente) in Abhängigkeit von der BMI-Perzentile (Body-Mass-Index-Perzentile [3]) aufzuzeigen.
Methodik: Im Rahmen von „MaiStep“ (Mainzer Schultraining zur Essstörungsprävention), einer umfangreichen Präventionsstudie zum Thema Essstörungen wurden Daten von über 1.500 SchülerInnen erhoben.
Die Stichprobe umfasst 837 Mädchen (Ø 13,3 Jahre) und 723 Jungen (Ø 13,4 Jahre) der 7. und 8. Klassenstufe. Die kognitiv-affektive Komponente der Körperbildstörung wurde mit dem BSQ (Body Shape Questionnaire [4]) erfasst. Zur Erfassung der perzeptiven Komponente wurde der TEK-KJ (Test zur Erfassung der Körperbildstörung bei Kindern und Jugendlichen [5]) eingesetzt. Als zusätzliche Indikatoren für möglicherweise auffälliges Essverhalten wurden Größe und Gewicht, zur Berechnung der BMI-Perzentile, gemessen sowie das Wunschgewicht der Probanden erfragt.
Ergebnisse: Derzeit befinden sich die Daten noch im Prozess der Analyse, deshalb liegen noch keine gesicherten Ergebnisse vor.
Diskussion: Aktuelle Studien [6], [7] haben gezeigt, dass trotz der geringeren Prävalenz von Essstörungen, ca. 20–30% der Jugendlichen einzelne Klassifikationskriterien einer Essstörung erfüllen. Häufig geht dies mit einer starken Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper auf Grundlage von unrealistischen Idealvorstellungen einher. Das verstärkte Auftreten einzelner Essstörungssymptome verdeutlicht die Relevanz der Problematik. Nicht zuletzt Aufgrund der Schwere und Persistenz der Erkrankung ist eine Früherkennung und Einleitung von Präventionsmaßnahmen unerlässlich.
Literatur
- 1.
- American Psychiatric Association. Diagnostic and statistical manual of mental disorders. 4th ed. Washington, DC: American Psychiatric Association;1994.
- 2.
- Thompson JK, Heinberg LH, Altabe M, Tantleff-Dunn S, eds. Exacting beauty: theory, assessment, and treatment of body image disturbance. Washington, DC: American Psychiatric Association; 1999.
- 3.
- Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch M, Kunze D, et al. Perzentile für den Body-mass-Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschrift Kinderheilkunde. 2001;149:807-18.
- 4.
- Evans C, Dolan B. Body Shape Questionnaire: derivation of shortened "alternate forms". International Journal of Eating Disorders. 1993;13(3):315-21.
- 5.
- Raisig S. Entwicklung eines Messinstruments zur Erfassung der Körperschemastörung bei Anorexia nervosa im Kindes- und Jugendalter [unveröffentlichte Diplomarbeit]. Berlin: Humboldt Universität;2004.
- 6.
- Aschenbrenner K, Aschenbrenner F, Kirchmann H, Strauß B. Störungen des Essverhaltens bei Gymnasiasten und Studenten. Psychother Psych Med. 2004;54:T1-13
- 7.
- Hölling H, Schlack R. Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. 2007;50:794-9.