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Das Mikrobiom des Darms bei Anorexia nervosa
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Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
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Hintergrund: Der Gastrointestinaltrakt des Menschen stellt ein komplexes Ökosystem mit einer Oberfläche von rund 300–400 m2 dar. Diese beträchtliche Fläche ist mit etwa 1.014 Lebewesen besiedelt die sich aus Bakterien, Archaeen und Eukaryoten zusammensetzen. Diese übertreffen in ihrer Anzahl die 1.013 körpereigenen Zellen um ein Vielfaches. Mehrere hundert verschiedene Bakterienspezies und Subspezies bilden dabei die wichtigste Gruppe. Ihre Verteilung und Häufigkeit unterscheidet sich in den einzelnen Abschnitten des Magen-Darm-Traktes erheblich. Eine intakte Mikrodarmflora ist entscheidend zur Verhinderung des Wachstums pathogener Bakterien. Mittlerweile ist bekannt, dass das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller den Menschen besiedelnden Mikroorganismen, eine wichtige Rolle bei einer Reihe von Krankheitsbildern, z.B. Diabetes mellitus oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen spielt.
Methodik: Eine spannende Diskussion wird seit einigen Jahren um die Bedeutung der bakteriellen Darmbesiedlung bei der Gewichtsregulation geführt. Die Darmbakterien besitzen die Fähigkeit unverdauliche Nahrungsbestandteile abzubauen wobei Fermentationsprodukte wie z.B. kurzkettige Fettsäuren entstehen, die der Mensch zur Deckung seines Energiebedarfs nutzt. Beachtliche 10% des Gesamtenergiebedarfs werden so durch die Produkte der Mikroflora des Kolons gewonnen. Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Mikrobiom bei Normalgewicht und Übergewicht/Adipositas sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen unterscheidet und dies auch eine funktionelle Bedeutung hat. Bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) wurde in einer kleinen Studie eine erhöhte Präsenz eines methanogenen Archaeas nachgewiesen. Es ist nicht bekannt, ob diese Veränderungen sich in einer größeren Stichprobe bestätigen lassen. Ebenfalls ist nicht bekannt ob die Darmflora prämorbide Merkmale der AN darstellt oder ob sie den aktuellen Ernährungszustand reflektiert und sich mit Normalisierung des Körpergewichts und/oder des Essverhaltens verändert. Zu diesem Thema wird eine aktuell laufende Studie vorgestellt.