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3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

23.02. - 25.02.2012, Hannover

Quer- und längsschnittliche Befunde zum Zusammenhang von Ess- und Substanzstörungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Robert Richter - Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland
  • Corinna Jacobi - Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland
  • Michael Höfler - Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland
  • Hans-Ulrich Wittchen - Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 3. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Hannover, 23.-25.02.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgess069

doi: 10.3205/12dgess069, urn:nbn:de:0183-12dgess0693

Veröffentlicht: 8. Februar 2012

© 2012 Richter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Zusammenhang von Ess- (ES) und Substanzstörungen (SUS) wurde bisher in diversen Arbeiten der letzten 20 Jahre untersucht. Die Ergebnisse schwanken aufgrund verschiedener Stichproben, Diagnosekriterien und Designs stark. Es gibt wenige Publikationen, die auf längsschnittlichen, bevölkerungsrepräsentativen Daten basieren (z.B. [1]). Dadurch ist das Wissen über zeitliche Verläufe der Komorbidität rar. Ebenso sind geschlechterspezifische Analysen für verschiedene Altersgruppen wünschenswert.

Methodik: Die Grundlage der epidemiologischen Analysen zur Prävalenz und kumulierten Lebenszeitinzidenz (KLI) beider Störungsbilder waren die längsschnittlichen Daten der EDSP-Studie (Early Developmental Stages of Psychopathology; [2]). Es wurden mehr als 3.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14–24 Jahren in 4 Wellen über einen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren befragt. Mittels Odds Ratios wurde der Zusammenhang von ES und SUS ermittelt. Erste Analysen zum Störungsbeginn und zeitlichen Verlauf wurden deskriptiv durchgeführt.

Ergebnisse: Die Wahrscheinlichkeit bis zum Alter von 34 Jahren eine Essstörung zu entwickeln (KLI) lag bei 4.7%, für Nikotinabhängigkeit bei 29.5% und Alkoholabhängigkeit bei 11%. Es existierte ein signifikanter Zusammenhang zwischen ES und SUS, der mit höherem Alter abnahm. Die Stärke der Assoziationen variierte in Abhängigkeit von den Störungsbildern (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Binge eating disorder) und Substanzen (Alkohol, Nikotin, illegale Drogen). Es zeigten sich Unterschiede im zeitlichen Verlauf zwischen Anorexie und Bulimie.

Diskussion: Die Ergebnisse geben Aufschluss über das gemeinsame Auftreten von ES und SUS in einer großen, bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe. Die Stärke des Zusammenhangs beider Störungsbilder ist abhängig vom Alter der Befragten und der Diagnose. Auf Basis der längsschnittlichen Daten sollen im Weiteren Moderatoren und Mediatoren ermittelt werden, welche die Komorbidität beeinflussen.


Literatur

1.
Baker JH, Mazzecii SE, Kendler KS. Association between broadly defined bulimia nervosa and drug use disorders: Common genetic and environmental influences. Int J Eat Disord. 2007;40(8):673-78.
2.
Wittchen HU, Perkonigg A, Lachner G, Nelson CB. Early Developmental Stages of Psychopathology Study (EDSP): Objectives and Design. Eur Addict Res. 1998;4:18–27.