Artikel
Very early onset Anorexia nervosa (VEO-AN) – Eine sinnvolle Kategorie für eine neue Herausforderung?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Anorexia nervosa (AN) scheint in den jüngeren Altersgruppen zuzunehmen [1]. Meist werden Ersterkrankungen unter 14 Jahren als „Early Onset-Anorexia-nervosa“ (EO-AN) bezeichnet [2]. In jüngster Zeit sind wir mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Patienten im Alter von 10 Jahren und jünger mit dem klinischen Vollbild einer schweren AN. Ist es sinnvoll für diese sehr jungen Patienten eine gesonderte Kategorie „Very Early Onset-Anorexia-nervosa“ (VEO-AN) zu definieren?
Methodik: Zahlen des statistischen Bundesamtes über vollstationär behandelte Patienten mit den Diagnosen F50.0 und F50.1 der Jahre 2000–2009 werden nach den Altersgruppen 5–9, 10–14, 15–19, 20–24, 25–29 und 30–59 Jahre ausgewertet. Vergleichbare Daten der eigenen Klinik der letzten 20 Jahre werden deskriptiv anhand folgender Altersstufen ausgewertet: ≤10, 11–13, und ≥14 Jahre. Abschließend werden fünf Patienten unter 11 Jahren, die in den letzten 2 Jahren stationär behandelt wurden, dargestellt.
Ergebnisse: Sowohl die Daten des statistischen Bundesamtes als auch die der eigenen Klinik zeigen keinen eindeutigen Anstieg stationärer Aufnahmen der jeweils jüngsten Altersgruppe. Daten der eigenen Klinik der jüngsten Patientengruppe zeigen im Vergleich zu älteren Patienten vorwiegend atypische Diagnosen und eine niedrigere psychosoziale Belastung. Die aktuellen Fallbeschreibungen zeigen außerdem sehr schwere Krankheitsverläufe mit z.T. langwierigen Sondierungen, ausgeprägten psychiatrischen Komorbiditäten und schlechte Response auf Therapieprogramme.
Diskussion: Auf Grund aktueller klinischer Erfahrungen scheint die Kategorie VEO-AN eine sinnvolle Ergänzung für ein neues Phänomen: kindliche Patienten mit AN im Alter von 10 Jahren und jünger. Diese Patienten zeigen ein kompliziertes klinisches Erscheinungsbild und benötigen deutlich modifizierte Therapieprogramme. Es ist dringend erforderlich, diese junge Patientengruppe genauer zu untersuchen.