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Essstörungen und essgestörte Verhaltensweisen bei Schülerinnen und Schülern – eine differentielle Analyse zwischen Schulformen (Schulische Prävention von Essstörungen)
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Veröffentlicht: | 8. Februar 2012 |
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Hintergrund: In epidemiologischen Untersuchungen wurden Essstörungen häufig mit kurzen Fragebögen gemessen [1]. Dabei wurde ermittelt, dass bis zu 21,9% der Teilnehmer essgestörte Verhaltensweisen berichteten. Im Kontrast gibt Herpertz-Dahlmann [2] bei manifesten Störungen Punkt-Prävalenzraten für Anorexia Nervosa mit 0,3–0,9%, für Bulimia Nervosa mit 1–2% und für Binge Eating Störung mit 2,37% (unter EDNOS subsumiert) für Adoleszente an. Dabei sind die Stichproben in der Regel aus älteren Probanden im nicht-schulischen Kontext zusammengesetzt. In der Forschungslandschaft gibt es kaum Untersuchungen die schulartenspezifisch Prävalenzraten erheben.
Das Ziel dieser Analyse war die Erhebung der Prävalenz von Essstörungen und die Häufigkeit essgestörten Verhaltens in einer repräsentativen schulischen Stichprobe mit standardisierten Instrumenten. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf Unterschiede zwischen Schulformen gelegt.
Methodik: Im Rahmen des Projektes „MaiStep – ein Programm zur primären Prävention von Essstörungen“ wurde eine repräsentative Stichprobe von 1.657 Schülerinnern und Schülern aller Schularten in Rheinland-Pfalz im mittleren Alter von 13,35 Jahren erhoben. Dabei wurden standardisierte Selbstauskunftsverfahren (SIAB-S, EDI-2, BIAQ, BSQ, SCL-90-R) eingesetzt und ausgewertet.
Ergebnisse: Das Vorkommen essgestörter Verhaltensweisen liegt im Bereich zwischen 15 und 20% (über EDI-2). Demgegenüber wurden manifeste Essstörungen mit 0,1% Anorexia nervosa, 0,5% Bulimia nervosa und 0,2% Binge Eating Störung wesentlich seltener festgestellt. Es zeigten sich differentielle Unterschiede zwischen den Schulformen.
Diskussion: In Übereinstimmung mit bisherigen Arbeiten zeigt sich, dass eine hohe Zahl der Schülerinnen und Schüler essgestörte Verhaltensweisen zeigten. Die Prävalenzen manifester Essstörungen waren im Gegensatz dazu deutlich niedriger. Nach der bisherigen Literaturlage ist anzunehmen, dass das Vorkommen von Essstörungen im Entwicklungsverlauf deutlich ansteigt. Es erscheint sinnvoll Primärpräventionsmaßnahmen im Altersbereich zwischen 13–16 Jahren zu entwickeln.
Literatur
- 1.
- Hölling H, Schlack R. Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) [Eating disorders in children and adolescents. First results of the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS)]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2007;50(5-6):794-9.
- 2.
- Herpertz S, de Zwaan M, Zipfel S. Handbuch Essstörungen und Adipositas. Berlin [u.a.]: Springer; 2008.