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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Operatives Management von Patienten mit Ösophagusatresie und einem Geburtsgewicht < 1.500 g

Meeting Abstract

  • Florian Obermayr - Universitaetsklinik fuer Kinder und Jugendmedizin, Abteilung fuer Kinderchirurgie und Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Justus Lieber - Universitaetsklinik fuer Kinder und Jugendmedizin, Abteilung fuer Kinderchirurgie und Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Seher Cavdar - Universitaetsklinik fuer Kinder und Jugendmedizin, Abteilung fuer Kinderchirurgie und Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Guido Seitz - Universitaetsklinik fuer Kinder und Jugendmedizin, Abteilung fuer Kinderchirurgie und Kinderurologie, Tübingen, Deutschland
  • Jörg Fuchs - Universitaetsklinik fuer Kinder und Jugendmedizin, Abteilung fuer Kinderchirurgie und Kinderurologie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch585

doi: 10.3205/16dgch585, urn:nbn:de:0183-16dgch5855

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Obermayr et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die operative Versorgung von Frühgeborenen und Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht und Ösophagusatresie stellt eine chirurgische Herausforderung dar. Die Vor- und Nachteile einer einzeitigen oder mehrzeitigen Therapie werden kontrovers diskutiert. Im Rahmen dieser Studie werden die Ergebnisse der operativen Therapie von Neugeborenen mit Ösophagusatresie und einem Geburtsgewicht < 1.500 g (VLBW, very low birth weight), sowie < 1000 g (ELBW, extremely low birth weight) evaluiert.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden alle Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g und Vorliegen einer Ösophagusatresie identifiziert. Der peri- und postoperative Verlauf wurde bezüglich Operationszeitpunkt, Operationstechnik und intra- und postoperativen Komplikationen untersucht. Das Auftreten von Stenosen im Anastomosenbereich, sowie die Notwendigkeit zur Ösophagusdilatation wurden analysiert, ebenso wie das Auftreten von Ernährungsstörungen, gastroösophagealem Reflux und der Durchführung einer sekundären Fundoplicatio.

Ergebnisse: Zwischen 2002 und 2015 wurden an unserer Klinik insgesamt 16 Patienten mit Ösophagusatresie und einem Geburtsgewicht < 1.500 g behandelt, wovon 5 Patient mit einem Gewicht von < 1.000 g geboren wurden (VLBW n= 11; ELBW n=5). Bei den 11 VLBW Patienten lag bei 8 eine Ösophagusatresie Typ IIIb nach Vogt vor, während 3 unter einer Atresie Typ II litten. Eine Typ IIIb und ein Typ II Ösophagusatresie lag bei jeweils 4 und einem der ELBW Patienten vor. Während die Patienten mit Typ II Ösophagusatresie einer mehrzeitigen Korrektur unterzogen wurden, erfolgte bei 11/12 Patienten mit einer Typ IIIb Atresie eine primäre Anastomose innerhalb der ersten vier Lebenstage. Lediglich bei einem Patienten erlaubte die kardiale Begleiterkrankung keine primäre Korrektur. Zwei Patienten verstarben im mittelfristigen Verlauf aufgrund von Begleiterkrankungen, die nicht mit der Korrektur der Ösophagusatresie in direktem Zusammenhang stehen.

Eine Anastomoseninsuffizienz wurde bei keinem der Patienten mit Typ III b Atresie identifiziert. Bei insgesamt 4/10 Patienten waren im Verlauf 1 - 5 Dilatationen aufgrund von rekurrierenden Stenosen im Anastomosenbereich notwendig. 5/10 Patienten litten im Verlauf unter einem radiologisch nachgewiesenen gastroösophagealen Reflux, 2/10 Patienten erhielten eine Fundoplikatio nach Nissen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Nahrungsaufnahme bei 9/10 Patienten regelgerecht. Ein Patient ist auf eine perkutane Gastrostomie angewiesen.

Schlussfolgerung: Die primäre Anastomose bei Ösophagusatresie Typ IIIb stellt bei VLBW und ELBW Neugeborenen eine erfolgsversprechende Therapieoption dar. Während bei instabilen Patienten ein mehrzeitiges Vorgehen mit primärem Fistelverschluss und späterer Anastomose von Vorteil sein kann, wird durch das einzeitige Vorgehen das neonatale Management der Patienten deutlich vereinfacht.