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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Blutgruppenbestimmung für Karotisendarterektomie wird selten benötigt: Entwicklung eines Risikovorhersagemodells für Transfusionen und Demonstration eines Potentials zur Kostensenkung

Meeting Abstract

  • Lars Stangenberg - Kantonsspital Baselland, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäss- und Thoraxchirurgie, Liestal, Switzerland
  • Thomas Curran - Beth Israel Deaconess Medical Center, Division for Vascular and Endovascular Surgery, Boston, USA
  • Fahad Shuja - Beth Israel Deaconess Medical Center, Division for Vascular and Endovascular Surgery, Boston, USA
  • Feroze Mahmood - Beth Israel Deaconess Medical Center, Division for Vascular and Endovascular Surgery, Boston, USA
  • Robert Rosenberg - Kantonsspital Baselland, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäss- und Thoraxchirurgie, Liestal, Switzerland
  • Marc Ludwig Schermerhorn - Beth Israel Deaconess Medical Center, Division for Vascular and Endovascular Surgery, Boston, USA

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch550

doi: 10.3205/16dgch550, urn:nbn:de:0183-16dgch5509

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Stangenberg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die präoperative Diagnostik für die Karotisendarterektomie (KEA) beeinhaltet häufig eine Blutgruppenbestimmung. In unserer Erfahrung ist eine Transfusion für eine Karotisendarterektomie selten. Wir haben deshalb Transfusionsereignisse und Risikofaktoren in einer klinischen Datenbank analysiert, um eine Patientkohorte zu identifizieren, in der die Blutgruppenbestimmung ohne klinische Sicherheitseinbussen nicht durchgeführt werden muss.

Material und Methoden: Transfusionsereignisse und -zeitpunkte wurden für alle KEA der Jahre 2012-13 aus der NSQIP Datenbank ermittelt. Komorbiditäten und andere Charakteristika wurden für Patienten, die eine intra- oder postoperative Transfusion bekommen haben, und für Patienten ohne Transfusion verglichen. Eine Hälfte des Datensatzes wurde dann verwendet, um ein Punkt-basiertes Risikovorhersagemodell zu entwickeln und es anschliessend gegen die andere Hälfte zu validieren.

Ergebnisse: Von 16043 Patienten, die in den Jahren 2012-13 eine KEA hatten, sind 276 mit mindestens einer Blutkonserve vor Entlassung transfundiert worden (1.7%). 42% der Transfusionen geschahen am Tag der Operation. Transfundierte Patienten hatten schlechte 30-Tages-Outcomes: zerebrovaskulärer Insult (6% vs 1% in der Kontrollgruppe, p < 0.001), Myokardinfarkt (8% vs 1%, p < 0.001) und Mortalität (6% vs 0.6%, p < 0.001). Präoperativer Hämatokrit < 30% (odds ratio OD: 57,4; 95%-Konfidenzintervall KI: 29.6-111.1), abhängiger Funktionsstatus (OD: 2.7; 95%KI: 1.5-5.1), Koagulopathie (OD: 2.5, 95%KI: 1.7-3.6) und Kreatinin > 1.2 mg/dl (OR: 2.3, 95%KI: 1.6-3.3) u.a. sagten eine Transfusion voraus. Ein auf diesen Daten basierendes Risikovorhersagemodell hatte eine C-Statistik von 0.861, und die Anwendung dieses Modells auf den Validierungssatz zeigte eine C-Statistik von 0.850. 97% der Patienten im Validierungssatz erhielten einen Score von 4 oder weniger Punkten, was einem individuellen, vorhergesagten Transfusionsrisiko von 5% entspricht. Ein Weglassen der Blutgruppenbestimmung könnte eine jährliche Kostenersparnis in Höhe von 5,4 Millionen US Dollar für NSQIP Krankenhäuser realisieren (basiert auf unseren institutionellen Kosten).

Schlussfolgerung: Obwohl die Blutgruppe für Patienten, die sich einer Karotisendarterektomie unterziehen, regelmäβig bestimmt wird, ist eine Transfusion nach KEA selten und wird durch ein Risikoscore genau vorhergesagt. Weglassen der Blutgruppenbestimmung in dieser Niedrigrisikogruppe kann zu substantieller Kostenersparnis führen, um die Patientensicherheit zu beeinträchtigen.