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Spektrum, Häufigkeit und Versorgung intraoperativer, iatrogener Gefäßverletzung bei viszeralchirurgischen Eingriffen an einem tertiären Zentrum
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Veröffentlicht: | 21. April 2016 |
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Einleitung: Bei viszeralchirurgischen Eingriffen kann es intraoperativ zu iatrogenen Gefäßverletzungen kommen, insbesondere bei ausgedehnten, teils multiviszeralen operativen Interventionen.
Material und Methoden: In einem definierten Zeitraum erfolgte die retrospektive Auswertung aller konsekutiven Patienten mit intraoperativer, iatrogener Gefäßverletzung im Rahmen einer klinisch-systematischen unizentrischen Observationsstudie über gefäßchirurgische Aspekte in der Viszeralchirurgie nicht zuletzt zur klinikinternen Qualitätssicherung.
Ergebnisse: Von insgesamt 113 Fällen über 10 Jahre mit gefäßchirurgischen Aspekten in der Viszeralchirurgie wurden 19 Patienten (16,8 %; Geschlechtsverhältnis: m/f = 1,1:1;Durchschnittsalter: 58 [Spannbreite: 17-80] Jahre) mit intraoperativer, iatrogener Gefäßverletzung neben Gefäßbeteiligung bei Pankreaskarzinomresektion, Viszeralarterienaneurysma, akuter und chronischer Mesenterialischämie sowie postoperativer Gefäßalteration) eruiert. Patienten mit operierten hepatobiliären Erkrankungen (31,6 %) sind davon am häufigsten betroffen, darunter waren eine fokal-noduläre Hyperplasie der Leber, akute und chronische Cholezystitis, Cholezysto- und -docholithiasis sowie ein intrahepatisches Gallengangskarzinom (durchschnittliche Op-Dauer: 217 [Spannweite: 86-372] min). Entsprechend standen Gefäßverletzungen bei Pankreatoduodenektomien und Cholezystektomien im Vordergrund V. cava inferior, V. portae, A. hepatica und V. mesenterica superior waren am häufigsten betroffen. In 89,5 % kam operationstechnisch die Gefäßumstechung zum Einsatz. Weiterhin war die kurzstreckige Resektion der A. hepatica mit direkter Re-Anastomosierung im Rahmen einer PPPHR notwendig sowie eine V.-cava-Segmentresektion mit Ersatz durch einen autologen Venenpatch aus moduliertem venösen Nierenstiel im Rahmen einer Exstirpation eines Liposarkomrezidivs mit Splenektomie und Dünndarmteilresektion (weiteres Beispiel siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Morbidität belief sich auf 42,1 % (Peritonitis, Anastomoseninsuffizienz, Nachblutung), die Hospitalletalität lag bei 5,3 % (Herz-Kreislauf-Versagen durch hämorrhagischen Schock). Die durchschnittliche Krankenhausverweildauer betrug 23 (Minimum: 7/Maximum: 78) d.
Schlussfolgerung: Vielfältige anatomische Varianten tragen zu Gefäßverletzungen bei. Auch können diese im Rahmen von inflammatorischen Prozessen bzw. Tumoradhäsionen oder -infiltrationen auftreten. Berücksichtigt werden muss das höhere Durchschnittsalter des eigenen Patientenkollektives, das mit erhöhter Komorbidität und vermehrten Risikofaktoren assoziiert ist. Die Hospitalletalität im eigenen Patientenklientel ist vergleichbar mit international publizierten Studien. Neben der Gefäßverletzung per se ist einer der Hauptgründe für ein ungünstiges Outcome ein verspätetes Erkennen mit nachfolgender adäquater Diagnostik sowie sukzessiver Überschreitung der ischämischen Toleranz. Das adäquate Management einschließlich der befundadaptierten Versorgung / Operation einer intraoperativen, iatrogenen Gefäßverletzung stellt eine operationstechnisch und -taktisch anspruchsvolle gefäßchirurgische Herausforderung dar, die die Kombination von gefäß- und viszeralchirurgischer Expertise erfordert.