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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Die Lokalisationsdiagnostik beim primären Hyperparathyreoidismus – Standards und Tücken

Meeting Abstract

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  • Franziska Koch - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Steffen Pönitz - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Steffi Scholz - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland
  • Jörg-Peter Ritz - HELIOS Kliniken Schwerin, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Schwerin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch495

doi: 10.3205/16dgch495, urn:nbn:de:0183-16dgch4953

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Koch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) gehört zu den häufigeren, endokrinen Erkrankungen mit einer Prävalenz zwischen 0,3 und 2,1 %. In 80 % der Fälle wird die Erkrankung durch ein solitäres Adenom der Nebenschilddrüse verursacht, das durch chirurgische Resektion kurativ behandelt werden kann. Um das operative Trauma bei diesem Eingriff zu reduzieren, ist die präoperative Lokalisationsdiagnostik essentiell. Diese erfolgt im Regelfall über eine Sonographie des Halses und/oder eine Nebenschilddrüsenszintigraphie. Die Sensitivität dieser Untersuchungen wird in der Literatur mit bis zu 90 % angegeben. Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, welche Faktoren die Lokalisation des Adenoms beeinflussen und Risikofaktoren für eine fehlende Auffindbarkeit des Adenoms zu definieren.

Material und Methoden: Zwischen Januar 2005 und Dezember 2014 wurden in unserer Klinik 159 Patienten mit einem primärem Hyperparathyroidismus operiert. Alle Fälle wurden in einem prospektiven Datenregister erfasst, in dem patientenbezogene Daten sowie Informationen zu Diagnostik, Laborkonstellation, Therapie und Komplikationen erfasst wurden

Für diese Studie wurden zwei Gruppen verglichen. In Gruppe 1 gingen die Patienten ein, bei denen die präoperativ definierte Lokalisation dem intraoperativem Befund entsprach. Gruppe 2 bildeten die Patienten bei denen eine Differenz zwischen prä- und intraoperativem Befund bestand. Als Untergruppe zu Gruppe 2 wurden gesondert die Fälle ausgewertet, bei denen intraoperativ kein Adenom gefunden wurde.

Ergebnisse: Das Gesamtkollektiv setzte sich aus 118 Frauen und 41 Männern zusammen, die im Durchschnitt 62 Jahre alt waren. 43 dieser Patienten (27 %) erhielten präoperativ lediglich eine Sonographie zur Lokalisationsdiagnostik, 97 Patienten (61 %) sowohl eine Sonographie als auch eine NSD-Szintigraphie, 14 Patienten (8,8 %) zusätzlich zu Sonographie und Szintigraphie eine weitere Untersuchungsmodalität (CT, MRT oder selektive PTH-Bestimmung). Insgesamt bestätigte sich in 91 Fällen (57,2 %) die präoperative Lokalisation intraoperativ, in 63 Fällen (39,6 %) nicht. In 25 Fällen (15,7 %) war trotz eindeutiger Laborkonstellation präoperativ keine Lokalisierung möglich. In 10 Fällen ließ sich intraoperativ kein Adneom finden. Die Auswertung möglicher Risikofaktoren ist in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt.

Schlussfolgerung: Die präoperative Lokalisationsdiagnostik beim primären Hyperparathyreoidismus ist trotz verschiedener zur Verfügung stehender Verfahren häufig fehlerhaft. In knapp 40 % der Fälle stimmten in unserem Kollektiv die präoperativ genannte Lokalisation mit dem intraoperativ erhobenem Befund NICHT überein. Risikofaktoren hierfür ließen sich in unserem Kollektiv nicht identifizieren. Wenn man die Untergruppe der Patienten auswertet, bei denen intraoperativ gar kein Adennom gefunden wurde, zeigt sich allerdings, dass die Erfahrung des Chirurgen eine wesentliche Rolle spielt. Zudem war in dieser Gruppe das Parathormon statistisch signifikant geringer erhöht. Somit sollte bei nur gering erhöhtem Parathormon präoperativ die Lokalisationsdiagnostik deutlich intensiviert werden, um den intraoperativen Erfolg zu optimieren.