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Online-Umfrage zum Thema Nahttechnik und Nachbehandlung von Beugesehnenverletzungen der Hand vor dem Hintergrund einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizin
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Veröffentlicht: | 21. April 2016 |
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Einleitung: Durch die Weiterentwicklung von Nahttechniken mit verbesserter Belastbarkeit wurde die Hoffnung auf bessere klinische Ergebnisse nach Beugesehnenverletzungen der Hand geweckt. Insbesondere durch Mehrstrangnähte soll eine frühzeitige aktive Nachbehandlung erreicht werden. Auf Basis des heutigen Wissenstandes führten Wir eine bundesweite Online-Umfrage zum Thema „Beugesehnenverletzung in der Zone 2“ durch. Ziel der Studie war es, einen Überblick über die aktuelle Versorgungsrealität in Deutschland zu gewinnen, welche Nahttechniken und Nachbehandlungsschemata bei Zone-2-Verletzungen der Beugesehnen der Hand in Deutschland eingesetzt werden. Die Veröffentlichung der Daten soll der Hypothesengenerierung und Weiterentwicklung der Therapie dienen und eventuelle Probleme in der Realisierung von Nachbehandlungen aufzeigen.
Material und Methoden: Die Umfrage erfolgte als Online-Umfrage. Teilnehmer waren ausschließlich Mitglieder der DGH, welche anhand des Email-Verteilers der DGH erreicht wurden. Die Umfrage erfolgte anonymisiert. Der Fragebogen beinhaltete 13 Fragen zum Thema Beugesehnenrekonstruktion nach isolierter Zone-2-Verletzung. Schwerpunkte waren dabei die Nahttechnik, das verwendete Nahtmaterial, die Art und Weise der handtherapeutischen Nachbehandlung vor dem Hintergrund der zunehmenden Ökonomisierung.
Ergebnisse: 63 von 111 Teilnehmern gaben an eine 4-Strang-Naht zu verwenden, 19 eine 2-Strang-Naht und 4 eine 6-Strang-Naht. 22% machten keine Angaben über die verwendete Stranganzahl. 76 Teilnehmer gaben an eine Modifikation der Kirchmayr-Kessler-Naht anzuwenden, 12 Teilnehmer verwenden die Technik nach Tsuge. Einzelne Nennungen waren z.B. die Techniken nach Lim-Tsai und Savage. Die Dauer der ambulanten Nachbehandlung betrug bei 82% der Teilnehmer mindestens 6 Wochen. Bei mehr als 50% der Teilnehmer wird die passiv-dynamische Nachbehandlung mittels Kleinert-Schiene angewandt. 29% führen eine rein aktive Nachbehandlung durch. 63% der Teilnehmer würden gerne ihre Patienten mindestens 5 mal postoperativ ärztliche kontrollieren, jedoch wird dies bei lediglich bei 44% der Teilnehmer erreicht. Gründe hierfür sind zum einen die Vergütungssituation der gKV, die eingeschränkte Zulassung oder Compliance des Patienten. Nur etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer führen eine abschließende Qualitätskontrolle durch.
Schlussfolgerung: 111 Mitglieder der DGH haben an der Onlineumfrage teilgenommen. Wenngleich bereits ein großer Anteil der Teilnehmer Mehrstrangnähte durchführen, hat sich noch kein einheitliches Schema zur (Nach-)Behandlung von Beugesehnenverletzungen durchgesetzt. Die Kleinertschiene erfreut sich nach wie vor einer sehr hohen Beliebtheit. Mangels Zulassung oder aufgrund der Vergütungssituation der GKV gaben 40% der Teilnehmer eine Diskrepanz bezüglich der erwünschten und der tatsächlichen durchgeführten postoperativen ärztlichen Kontrollen an.