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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Überlebte traumatische Hemipelvektomie bei einem 14 Monate alten Kleinkind – eine maximale interdisziplinäre Herausforderung

Meeting Abstract

  • Hendrik Jansen - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall- Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Florian Seitz - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie,, Würzburg, Deutschland
  • Daniel Vergho - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie, Würzburg, Deutschland
  • Richard Kellersmann - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall- Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall- Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch343

doi: 10.3205/16dgch343, urn:nbn:de:0183-16dgch3438

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Jansen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die traumatische Hemipelvektomie ist eine Rarität. Die Verletzung geht mit einer extrem hohen Mortalität einher. In der internationalen Literatur sind weniger als 70 Patienten beschrieben, die diese Verletzung überhaupt überlebt haben – der bisher jüngste Patient war 18 Monate alt. Wir berichten über die Akutbehandlung mit 1 Jahr follow-up eine 14 Monate alten Kindes mit einer funktionellen traumatischen Hemipelvektomie.

Material und Methoden: Das Kleinkind war im Kinderwagen sitzend von einem Geländewagen erfasst und gegen eine Steinmauer gequetscht worden. Es wurde vom Notarzt per "scoop and run" mit einem tibial intraossärem Zugang in den Schockraum verbracht. Die initiale GCS lag bei 10-12, das Kind war im hämorrhagischen Schock. In der Notfalldiagnostik zeigte sich eine funktionale traumatische Hemipelvektomie links. Oberhalb des linken Beckenkammes war die Bauchwand ruptriert. Es erfolgte die umgehende interdisziplinäre Notfall-Operation. Im Rahmen der Exploration zeigten sich die A.+ V. iliaca ext. rupturiert, aber rekonstruierbar und der Plexus lumbosacralis aus der Muskulatur ausgerissen. Aufgrund der kurzen Zeit von Unfall bis zum Eintreffen in der Klinik und des Patientenalters fiel die interdisziplinäre Entscheidung zum Versuch des Extremitätenerhaltes. Es erfolgte u.a. die Beckenstabilisierung, die Gefässrekonstruktionen der A. und V. iliaca externa, die primäre Urethrarekonstruktion, die Scrotum- sowie Bauchdeckenrekonstruktion. In der nachfolgenden Intensivtherapie stabilisierte sich der Zustand bei ständig gut perfundiertem Bein. Es kam im weiteren Verlauf zu einer glutealen Weichteilnekrose, die nach Debridement mit einer Spalthaut gedeckt werden konnte.

Ergebnisse: Nach 23 Tagen konnte das Kleinkind auf die Normalstation verlegt und nach insgesamt 58 Tagen in die Rehabilitation entlassen werden. Nach 9 Monaten erfolgte die Implantatentfernung bei bereits radiologisch beginnendem Fehlwachstum. Das linke Bein weiterhin sehr gut perfundiert und leider erwartungsgemäss plegisch.

Schlussfolgerung: Dieser Fall ist der unseres Wissens nach jüngste Patient weltweit, der solch eine funktionelle traumatische Hemipelvektomie überlebt hat und darüberhinaus auch noch die Extremität erhalten wurde. Der Langzeitverlauf bleibt abzuwarten.

Figure 1 [Abb. 1]