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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Psychische Belastung von Wirbelsäulenpatienten – Langzeitstudie an 3038 Patienten mit ersten Vierjahresergebnissen

Meeting Abstract

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  • Horst Poimann - MVZ für Neurochirurgie und Rehabilitive Medizin, Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Gabriele Schuster - MVZ für Neurochirurgie und Rehabilitive Medizin, Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Claudia Jahn - MVZ für Neurochirurgie und Rehabilitive Medizin, Neurochirurgie, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch327

doi: 10.3205/16dgch327, urn:nbn:de:0183-16dgch3279

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Poimann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Chronifizierung von Wirbelsäulenpatienten ist bekanntermaßen mehr von psychosozialen Faktoren abhängig als von der rein körperlichen Schwere der Erkrankung. Es gibt bislang nur wenige Daten über die psychische Belastung von Patienten, die an der Wirbelsäule operiert werden, v. a. bezogen zu deren klinischen Ergebnissen.

Material und Methoden: Im Zeitraum von Januar 2006 bis heute wurden routinemäßig alle Patienten, die sich für eine operative Wirbelsäulenbehandlung entschieden haben, mit klinisch erprobten, standardisierten Erfassungsverfahren für psychische Belastungen getestet. Zum Einsatz kamen das Beck´sche-Depressions-Inventar (BDI; Beck, Ward, Mendelson, Mock & Erbaugh, 1961), der Gießener-Beschwerdebogen (GBB-24; E. Brähler, A. Hinz, J.W. Scheer), sowie ein weiterer Belastungsfragebogen, der üblicherweise in der Fibromyalgie-Forschung eingesetzt wird. Zusätzlich erfolgte bei zwei homogenen Subgruppen der Patienten ein per Fragebogen strukturiertes Telefoninterview zu den klinischen Ergebnissen 4 Jahre nach der Operation, die mit der psychischen Belastung vor der OP korreliert wurden.

Ergebnisse: Von 3038 ausgeteilten Befragungsmappen kamen 2236 ausgefüllt zurück, was einer Rücklaufquote von 74 Prozent entspricht. Die auszuwertenden Fragebögen waren in einem Prozentsatz von je 73% (BDI)/ 70% (GBB)/ 87% komplett ausgefüllt, jeder Fragebogen, bei dem auch nur ein Item fehlte, wurde nicht in die Bewertung miteinbezogen. In einer ersten Stufe stellen wir hier die Daten zur präoperativen psychischen Belastung der Patienten vor. In einem zweiten Schritt wurden für zwei kleine Stichproben von 100 HWS-Prothesen-Patienten mit einem Rücklauf von 58% und 100 lumbalen, von dorsal instrumentierten Patienten mit einem Rücklauf von 79%, die klinischen Ergebnisse nach vier Jahren mit den entsprechenden psychischen Belastungswerten korreliert.

Bei einer Prävalenz der Depression von 7,8% für Frauen und 4,8% für Männer zwischen 18 und 65 Jahren in

Deutschland (Statistisches Bundesamt Robert Koch-Institut, Gesundheitsbericht für Deutschland 2006, Kapitel 1.2.3.1 Depression) zeigen 9% der von uns befragten Patienten im BDI klinisch relevante und 22% milde bis mäßig ausgeprägte Depressionswerte, lediglich 69% sind unauffällig. Der Gießener-Beschwerdebogen stuft den Beschwerdedruck der Befragten nach Quartilen ein, auch hier ist das oberste Quartil mit 37% der weiblichen und 39% der männlichen Patienten gegenüber 25% gemäß Eichpopulation zu erwartenden deutlich überbelegt.

Korrelationen der ordinalskalierten Belastungswerte und klinischen Ergebnissen wurden mit Kendall´s Tau bzw. Spearman´s Rho berechnet und lagen zwischen -0,12 und +0,38, ohne signifikante Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Erstmalig liegen verlässliche Daten für eine große Population von wirbelsäulenoperierten Patienten vor, die zeigen, wie hoch die Belastung im psychischen Bereich tatsächlich ist. Eine Korrelation mit klinischen Ergebnissen zweier Stichproben nach vier Jahren zeigte wenig signifikante Unterschiede, was aber möglicherweise der kleinen homogenen Gruppen geschuldet ist.