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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Autologe Bandscheibenzelltransplantation (ADCT) bei degenerativen Bandscheibenschäden der Lendenwirbelsäule – eine prospektive, kontrollierte, randomisierte Studie

Meeting Abstract

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  • Christian Hohaus - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Neurochirurgie, Halle / Saale, Deutschland
  • Hans Jörg Meisel - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Neurochirurgie, Halle / Saale, Deutschland
  • Florian Didrigkeit - BG-Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Neurochirurgie, Halle / Saale, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch324

doi: 10.3205/16dgch324, urn:nbn:de:0183-16dgch3241

Veröffentlicht: 21. April 2016

© 2016 Hohaus et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Im Rahmen der Degeneration der Lendenwirbelsäule kommt es zu einer deutlichen Reduktion des physiologischen Metabolismus und im weiteren Verlauf zu einem Funktionsverlust der Bandscheibe. Die Transplantation von autologen Bandscheibenzellen (ADCT) stellt eine potentielle Möglichkeit dar, diesen Prozess aufzuhalten. Im Rahmen einer präklinischen Studie konnten diese regenerativen Vorgänge nach Transplantation autologer Chondrozyten sehr gut nachvollzogen werden. Diese guten Ergebnisse wurden im Nachhinein in eine klinisch prospektive, kontrollierte und randomisierte Studie umgesetzt, deren Ergebnisse hier dargestellt werden.

Material und Methoden: Im Zeitraum von Januar 2002 bis November 2006 konnten 78 Patienten mit einem monosegmentalen Bandscheibenvorfall in die Studie aufgenommen werden. Bei allen Patienten bestand aufgrund einer akuten neurologischen Symptomatik beziehungsweise dem Versagen der konservativen Behandlungsstrategie in die Indikation zur operativen Therapie. Diese wurde als mikrochirurgische Sequestrektomie durchgeführt. Im Anschluss wurden aus dem sequestrierten Material die Chondrozyten isoliert, kultiviert und 12 Wochen nach dem primären Eingriff wieder implantiert, wobei im Vorfeld die vollständige Heilung und vor allem Dichtigkeit des Anulus geprüft wurde.

Zur klinischen Evaluierung unseres Eingriffs nutzten wir den Oswestry low back pain disability questionnaire (OPDQ), den Prolo sowie den VAS score. Darüber hinaus bestimmten wir Höhe und Wassergehalt mittels MRT. Sämtliche Daten wurden zusammen mit dem aktuellen neurologischen Status im Abstand von 6, 12 sowie 24 Monaten postoperativ erfasst.

Ergebnisse: Von den 78 Patienten wurden 36 in die Gruppe der zu Transplantierenden randomisiert, 43 in die Kontrollgruppe. Das durchschnittliche Alter lag bei 31,4 Jahren, der durchschnittliche BMI bei 23,9. Bei 23 Patienten erfolgte die Transplantation im Segment LWK 5/SWK 1. 12 Patienten wurden im Segment LWK 4/5 transplantiert.

Nach 24 Monaten erzielten die transplantierten Patienten im Mittel einen Wert von 16,4 im Oswestry Fragebogen sowie 20,4 auf der VAS während die Patienten der Kontrollgruppe 21,1 bzw. 22,6 angaben. Auf der Prolo Skala erreichten die Angehörigen der Anwendungsgruppe 4,7 bzw. 4,5 bei Arbeitssituation und funktionellem Status im Vergleich zu 4,6 und 4,4 bei den Kontrollen.

Die Rate von Rezidivbandscheibenvorfällen konnte durch die Transplantation autologer Chondrozyten um 52% reduziert werden. Komplikationen, wie Entzündungen oder neurologische Verschlechterungen traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Die erhobenen Daten der klinischen Untersuchung und Auswertung der Fragebögen zeigen eine deutliche Tendenz zugunsten der Behandlungsgruppe nach 24 Monaten. Die statistische Aufarbeitung ergab allerdings keinen signifikanten Unterschied in den einzelnen Gruppen. Der Umstand, dass dieser Unterschied nicht groß genug ist, um statistisch beweisend zu sein, zeigt am Ende auch, wie gut das Standartverfahren der mirkochirurgischen Sequestrektomie bereits ist. Da bei den von uns eingeschlossenen jüngeren Patienten der Degenerationsverlauf im Bereich der Lendenwirbelsäule länger als nur 2 Jahre ist, steht zu erwarten, dass bei dem geplanten längeren Beobachtungsverlauf von mindestens 5 Jahren die Unterschiede in den 2 Gruppen größer werden.